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Die Jesuiten richten sich neu aus

Weltkirche

Der Generalobere der Jesuiten weltweit, Arturo Marcelino Sosa Abascal, stattete Österreich einen Besuch ab. Bei einem Pressegespräch in Wien sprach er über Reformen und Schwerpunkte des Ordens, über die Situation in seiner Heimat Venezuela und über den Jesuiten Papst Franziskus. 
 

Ausgabe: 26/2019
25.06.2019
- Susanne Huber
Arturo Marcelino Sosa Abascal
Arturo Marcelino Sosa Abascal
© KiZ/Huber

Die Jesuiten als Mitglieder der Ordensgemeinschaft „Gesellschaft Jesu“ sind mit rund 19.000 Mitgliedern in 80 Provinzen weltweit der größte Orden in der katholischen Kirche.  Ihr Generaloberer Arturo Marcelino Sosa Abascal, der von Freitag bis Sonntag in Österreich zu Gast war, erzählte, dass der Orden in den vergangenen zwei Jahrzehnten starke Veränderungen erlebte. So seien die Jesuiten multikultureller geworden. Mehr als 50 Prozent der Mitglieder gibt es inzwischen in Afrika und Asien. Mit Blick auf die notwendige Einheit sei das natürlich ordensintern eine große Herausforderung, sagt Sosa. 

 

Schwerpunkte und Änderungen

 

Künftige Schwerpunkte des Ordens seien u. a. spirituelle Exerzitien, die Zuwendung zu den Armen und Ausgeschlossenen in der Gesellschaft, die Begleitung der Jugendlichen und der Schutz der Erde als „gemeinsames Haus“. Papst Franziskus unterstütze die Erarbeitung dieser Grundsätze, berichtet der Jesuiten-Generalobere. 
Für die Umsetzung dieser Grundsätze brauche es strukturelle Änderungen innerhalb des Ordens, von denen auch Österreich betroffen sein wird. Das sei auch der Grund für seinen Besuch in Wien. Über konkrete Veränderungen sprach Sosa nicht, der Prozess sei in Gang. Der Leiter der deutschen Provinz, Pater Johannes Siebner,  teilte vor einiger Zeit mit, dass es in Zukunft nur noch eine zentraleuropäische Provinz geben soll. 

 

Der Jesuit Franziskus

 

Berühmtester Jesuit ist Papst Franziskus. Auf die Frage, wie jesuitisch er sei, antwortete Sosa, dass seine Amtsausübung deutliche jesuitische Züge habe. Kernelemente der Ordensspiritualität seien z. B. die Nähe zur Person Jesu und eine soziale Sensibiliät. Für die Jesuiten sei nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) die Verbindung von Glaubensverkündung und der Kampf für soziale Gerechtigkeit, aber auch der Dialog mit den Kulturen bestimmend geworden. Papst Franziskus treibe das an, als auch die Bemühungen hin zu einer Gemeinschaft der Kirche, an der alle teilhaben können. Und er praktiziere im Tun, die Welt aus der Sicht der Ausgeschlossenen zu sehen. 

 

Krise in Venezuela

 

Arturo Marcelino Sosa Abascal ist nicht nur Ordensmann, sondern zudem Politologe. Als gebürtiger Venezolaner ging er auch auf die politische Situation in seiner Heimat ein. Aktuell gäbe es eine humanitäre, wirtschaftliche und politische Krise im Land. Um sie zu überwinden brauche Venezuela dringend eine Regierung der nationalen Einheit, ist Sosa überzeugt. Die Jesuiten mit einem Netzwerk von 200 Schulen im Land versuchen Nothilfe zu leisten, indem sie z. B. die Schüler mit einer warmen Mahlzeit am Tag verköstigen. 
Venezuela war früher ein reiches Land; nun leide es laut Sosa unter einer schweren Versorgungskrise; wegen des Mangels an Devisen sei es schwierig, Lebensmittel, Medikamente und Dinge des täglichen Lebens einzuführen. Aufgrund der akuten Lage seien bereits viele Venozolaner ins Ausland geflohen. Gemeinsam mit der Venezolanischen Bischofskonferenz vertrete der Jesuitenorden eine Linie im Einsatz für eine gerechtere und demokratische Gesellschaft im Land. Venezuela, das seit Jahren in einer schweren politischen und humanitären Krise stecke, brauche dringend mehr internationale Unterstützung. Der Jesuitengeneralobere hofft dabei auch auf die Unterstützung seitens der EU.  « 

 

„Gesellschaft Jesu“ 


Die Gründung der katholischen Ordensgemeinschaft „Gesellschaft Jesu“ geht auf Ignatius von Loyola (1491–1556) zurück. 1540 erfolgte die päpstliche Bestätigung des Ordens durch Papst Paul III. Neben den Evangelischen Räten – Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam – verpflichten sich die Ordensangehörigen auch zu einem besonderen Gehorsam gegenüber dem Papst. Der Sitz der Ordensleitung ist in Rom.
Zur österreichischen Jesuitenprovinz gehören derzeit 60 Mitbrüder, von denen einzelne im Ausland leben und arbeiten. In Österreich wirken die Jesuiten vor allem an den vier Standorten in Wien, Graz, Linz und Innsbruck.

 

 

Arturo Marcelino Sosa Abascal, geboren 1948 in Venezuela, trat im Alter von 17 Jahren in das Noviziat der Jesuiten ein. Er studierte Philosophie und Theologie und erwarb ein Doktorat in Politikwissenschaften. Nach seiner Priesterweihe 1977 wurde Sosa zum Verantwortlichen für das Sozialapostolat der Jesuiten in Venezuela ernannt. Gleichzeitig unterrichtete er an der Universidad Central de Venezuela und an der Universidad Catolica Andres Bello. Von 1996 bis 2004 war Pater Sosa Provinzial der Jesuiten in Venezuela. 2014 wurde er als Verantwortlicher für die Internationalen Häuser der Gesellschaft Jesu in Rom an die Generalskurie berufen und am 14. Oktober 2016 zum 31. Generaloberen des Jesuitenordens gewählt.  

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Elisabeth Wertz ist Religionslehrerin und Pastoralassistentin im Südburgenland, derzeit in Elternkarenz.
 

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