Wort zum Sonntag
Es ist nach dem Gesprächsprozess der Jahre 2011 bis 2015 schon der zweite Versuch der Kirche in Deutschland, mit der Missbrauchs- und Kirchenkrise zurande zu kommen. Anders als damals soll es auf dem neuen synodalen Weg auch um die „heißen Eisen“ gehen. Die vier Foren, auf denen sich Bischöfe, Kleriker, Ordensleute und „Laien“-Vertreter beraten wollen, thematisieren die Aufarbeitung von Fällen von sexuellem Missbrauch und den Missbrauch von Macht; die Lebensform der Bischöfe und Priester; die Sexualmoral der Kirche; sowie Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche. Eine offizielle Synode ist nicht vorgesehen, da das kirchenrechtliche Korsett dafür zu eng ist.
Papst Franziskus hatte sich in einem wortreichen, vieldeutigen Brief im Juni tendenziell wohlwollend geäußert, aber auch das Thema Neuevangelisierung eingemahnt und die Einheit mit der Weltkirche in Erinnerung gerufen. Doch nun wurde ein Schreiben des Chefs der Bischofskongregation in Rom, Marc Ouellet, bekannt, das weniger freundlich ist: Es geht darum, dass manche Themen des synodalen Weges nicht nur Deutschland angehen und, wie es im beiliegenden Gutachten heißt, „mit wenigen Ausnahmen nicht Gegenstand von Beschlüssen und Entscheidungen einer Teilkirche“ sein könnten, „ohne gegen die Einschätzung des Heiligen Vaters zu verstoßen“.
Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzender der Bischofskonferenz, wird noch diese Woche Antworten in Rom deponieren, die freilich nicht ohne den unmissverständlichen Hinweis auskommen, dass man doch „vor der Versendung von Schriftstücken“ miteinander reden sollte. Beobachter sagen, Rom habe einen falschen Eindruck vom synodalen Weg in Deutschland.
Es gibt aber auch Kritiker, denen man keinen mangelnden Einblick unterstellen kann: Wie die Diözese Regensburg bekanntgab, waren der Erzbischof von Köln, Rainer Kardinal Wölki, und der ebenfalls konservative Regensburger Bischof Rudolf Vorderholzer mit einem Gegenentwurf zum Statut des synodalen Wegs deutlich gescheitert: Nur drei der 27 Diözesanbischöfe hatten den Text unterstützt, drei haben sich enthalten und 21 sagten offen nein. Mit Ausnahme des Themas Missbrauch stehen andere Themen als jene der angenommenen Foren im Gegenentwurf: Neuevangelisierung, Berufung oder Familie sind dort zentral. Die Veröffentlichung des bereits Mitte August abgelehnten Textes zum aktuellen Zeitpunkt sieht vor dem Hintergrund des Schreibens von Kardinal Ouellet wie ein Versuch Vorderholzers und Wölkis aus, ihre Übereinstimmung mit Rom zu demonstrieren.
Aber nicht nur unter den deutschen Bischöfen, die kommende Woche ihre Herbstvollversammlung haben, gibt es eine kleine, aber hartnäckige Opposition. Auch bei den Laien macht das Forum Deutscher Katholiken, eine konservative Gegenbewegung zum offiziellen Zentralkomitee der Deutschen Katholiken, ihrem Unmut über die Richtung des synodalen Weges Luft. Insofern dürfte der synodale Weg in jedem Fall steinig werden – auch ohne Kritik aus Rom. «
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