Wort zum Sonntag
Ich bin dankbar für das Wirken von Papst Franziskus. Er hat in den letzten Jahren die Kirche in die Spur des Evangeliums gebracht, gerade auch von seinem Namenspatron her.
Er hat die Kirche aufgebrochen von einer Selbstbezogenheit und auch von einem Narzissmus. Er hat ermutigt, an die Grenzen zu gehen, an die Grenzen des Denkens, aber auch der Existenz. Und er hat gerade auch durch die Synoden, die ein langer Prozess waren und auch sind, die Kirche auf einen Weg gebracht, der nicht mehr rückkehrbar ist. Dabei war immer deutlich, dass es ihm zum einen ganz stark um das Hören geht, aber auch um die Unterscheidung der Geister. Hören auf das Wort Gottes und hören auf die anderen, auch auf die Fremden. Es gilt die Prophetie gerade der Armen für ihn.
Was eigentlich weniger rezipiert wurde, war sein erstes Rundschreiben über die Freude des Evangeliums, Evangelii Gaudium, das die Freude über die Beziehung und Freundschaft mit Jesus Christus zum Mittelpunkt hat und somit die Basis der Kirche bildet. Persönlich bin ich dem Papst bei zwei Ad-limina-Besuchen begegnet und kurz auch bei mehreren Audienzen. Er war ein hellwacher Gesprächspartner, einer, der die ignatianische Unterscheidung der Geister im persönlichen, aber auch im kirchlichen Leben praktiziert hat. Und er hat bei jeder Begegnung gesagt, da kann ich mich noch gut erinnern: Beten wir füreinander! Das war ihm ganz wichtig.
Ich bin überzeugt, dass er jetzt, gerade zu Ostern, in die Auferstehung hineingestorben ist. Und er war und ist ein österlicher Zeuge der Auferstehung. Ich bitte, für den Papst in den Gottesdiensten zu beten.
Der Dienst von Papst Franziskus war evangeliumsgemäß und zeitgemäß.
Er konnte gut zuhören. Ich habe das selbst in Gesprächen während der Sitzungen der italienischen Bischofskonferenz gemerkt, an denen ich viele Jahre lang als österreichischer Vertreter teilgenommen habe. Papst Franziskus stieß Reformen an, die es nun weiterzuführen gilt. Er wurde nicht nur in der katholischen Kirche und der Ökumene geschätzt, sondern von den Menschen dieser Welt, weil er sich für Gerechtigkeit, Frieden und Toleranz eingesetzt hat.
Ich durfte Papst Franziskus 2016 begegnen. Er war ein ungemein präsenter und aufmerksamer Mensch und ist den jeweiligen konkreten Menschen als hörender Hirte begegnet.
„Betet für mich“, hat von Beginn an eine partnerschaftliche, synodale Tonalität ausgestrahlt und den Dialoganspruch „auf Augenhöhe“ implementiert. Immer und überall ist er als Ermutiger für einen Dienst an und mit den Menschen aufgetreten. Seine aufrichtenden Worte, die selbst von Kirchenfernen als aufrichtig gesehen wurden, haben Hoffnung und Zuversicht selbst in schwierigsten Situationen geschaffen. Seine konsequente Art, mit den Menschen zusammen Kirche zu sein, haben viele im hierarchischen Kirchenbild als echte Zumutung erlebt. Alle Getauften haben bei ihm gespürt, dass sie Kirche hier und jetzt sind. Christsein war für Franziskus in der Komfortzone nicht am richtigen Platz. Mit der Weltsynode hat er dem Hören, dem Zuhören, dem Hinhören auf Augenhöhe eine besondere Bedeutung gegeben.
Papst Franziskus kniet am Boden vor einer jungen Frau im Gefängnis und wäscht ihr die Füße. – Dieses Bild werde ich immer mit Papst Franziskus verbinden.
Menschenwürde schützen, heilen, sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen – das ist es, was Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern und damit auch uns aufgegeben hat. Das ist es, was Papst Franziskus gelebt hat, so wie er es konnte.
Viele seiner Worte und Schreiben haben enorme Kraft. Für mich herausragend ist Laudato si‘, weil es ganz klar und wissenschaftlich begründet die Dinge beim Namen nennt. Persönlich konnte ich zweimal mit ihm sprechen. Bei den 100en Begegnungen pro Tag hat er sich immer für die Person interessiert, die gerade vor ihm stand. Sein unermüdlicher Einsatz für eine synodale Kirche, wo alle Mitverantwortung haben, hat spürbare positive Veränderungen für mich als Frau und Theologin bewirkt und mich ermächtigt, ohne Scheu auch öffentlich für Gleichberechtigung auf allen Ebenen einzutreten.
Als Papst Franziskus seine Enzyklika Laudato si veröffentlichte, hat das nicht nur der globalen Umweltbewegung, sondern auch der internationalen Klimapolitik einen enormen Schub gegeben.
Am Pariser Klimaziel hat Franziskus entscheidenden Anteil. Damit hat er sich weit über die Grenzen der Kirche(n) hinaus Respekt erworben. Auch inhaltlich hat er die christliche Schöpfungsethik drastisch verändert. Sein Blick auf die Schöpfung ist nicht anthropozentristisch auf den Menschen verengt, sondern holistisch. Franziskus sieht die Schöpfung als ein Lebensnetz und den Menschen als einen kleinen Teil darin. „Alles hängt mit allem zusammen“, schreibt er in Laudato si‘ Das entspricht traditionellen indigenen Spiritualitäten, die er vor allem in seinem Apostolischen Schreiben Querida Amazonia wertschätzt. Viele Bischofskonferenzen beginnen seitdem, diese Spiritualitäten in ihrer eigenen Weltregion wiederzuentdecken. Für mich persönlich wird Franziskus daher ein wichtiger Weggefährte in meinem Engagement bleiben.
Im Jahr 2013 stand er selbst noch ergriffen auf der Loggia des Petersdomes und war überrascht, dass die Kardinäle ihn am „Ende der Welt“ gefunden hätten und zum 266. Papst der katholischen Kirche wählten.
Dieser historische Moment, gezeichnet von Bescheidenheit und Demut, prägt uns bis heute. Oft hatten wir den Eindruck, dass Papst Franziskus nicht das verändert hat, was viele von uns als notwendig erachteten, doch er wollte unser Miteinander verändern. (...) Papst Franziskus hat mich persönlich in vielerlei Hinsicht inspiriert. Insbesondere durch seine Reisen, die wortwörtlich zu den existenziellen Wunden der Welt und der einen Menschheit geführt haben. Er ist stets an die Peripherie gereist, darunter auch nach Rumänien, wo die Katholiken in einer doppelten Minderheit leben, ethnisch und konfessionell. Er hat mich inspiriert, stets drauf zu schauen, was uns verbindet, was wir gemeinsam anpacken können, und er hat eingeladen, im Miteinander auf etwas hin zu arbeiten: nicht uns um uns selbst zu drehen, sondern als Person, aber auch als Kirche über uns hinauszugehen, zu den Mitmenschen.
Papst Franziskus hinterlässt eine Kirche, die er menschenfreundlicher, demütiger und hoffnungsvoller gestaltet hat.
Franziskus lebte Bescheidenheit nicht nur in seiner einfachen Wohnsituation, sondern auch in seinem Handeln. Besonders die Armen lagen ihm am Herzen – er stellte sie in den Mittelpunkt seiner Botschaft. Mit wichtigen Schriften wie Evangelii Gaudium und Laudato si’ setzte er Impulse für eine sozialere und nachhaltigere Welt. Ein zentrales Anliegen war es, die Kirche dialogfähiger und partizipativer zu machen.
Dies zeigte sich in der Weltsynode, deren Ergebnisse er ohne weitere Veränderungen in Kraft setzte. In der Frauenfrage gab es nicht den erhofften Durchbruch, aber wegweisende Zeichen, wie z. B. die Ernennung einer Regierungschefin für den Vatikan. Trotz Widerständen blieb Papst Franziskus hoffnungsvoll, dass eine erneuerte Kirche möglich ist. Sein Erbe ist eine Kirche, die den Dialog sucht und offen für Veränderungen bleibt.
Das Engagement von Papst Franziskus prägte Weltkirche und Caritas, sagt Caritas-OÖ-Direktor Franz Kehrer.
Papst Franziskus hat die Kirche aufgerüttelt – mit Einfachheit, Klarheit und der Überzeugung, dass Glaube nur durch gelebte Nächstenliebe glaubwürdig ist. Er hat die Menschen berührt mit Worten und mit Taten. Seine Demut, seine direkte Art und seine unerschütterliche Überzeugung, dass eine bessere Welt möglich ist, haben viele inspiriert. Er hat uns gezeigt, dass es nicht um Macht, sondern um Dienst geht. Sein unermüdliches Engagement für Geflüchtete, Benachteiligte und die Bewahrung der Schöpfung hat die Weltkirche und uns als Caritas geprägt. Sein Vermächtnis fordert uns auf, weiter Brücken zu bauen, Hoffnung zu schenken und mit offenen Herzen auf die Menschen zuzugehen – besonders auf jene, die am Rand der Gesellschaft stehen.
Sein Einsatz für die Armen, seine deutlichen Worte gegen soziale Ungleichheit und seine Vision einer Kirche, die den Menschen dient, bleiben unvergessen.
Wort zum Sonntag
Turmeremitin Birgit Kubik berichtet über ihre Woche in der Türmerstube hoch oben im Mariendom Linz >>
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