Wort zum Sonntag
Am 16. Juli wird Josef Mayr 90 Jahre alt und spricht mit der KirchenZeitung über seine Erfahrungen.
Für das vollständige Schaffen des Jubilars fehlt an dieser Stelle schlicht der Platz. Besonders stechen sein Wirken in der diözesanen und österreichweiten Jugendseelsorge und in der Betriebsseelsorge, sein Wirken in der Caritas der Diözese Linz (als Direktor von 1991 bis 2001, danach Rektor), im Domkapitel, in der Arbeitslosen- und Immobilienstiftung, im Verein OÖ Schuldnerberatung und nicht zuletzt als Pfarrseelsorger in Linz-St. Margarethen hervor. Bleibt die Frage: Hatte der Tag für Josef Mayr manchmal mehr als 24 Stunden? „Das schafft man, wenn man immer gute Mitarbeiter/innen hat – und die hatte ich“, sagt er und verweist auf einen Grundsatz der Katholischen Arbeitnehmer/innenbewegung: „Sehen, urteilen, handeln – so lässt sich das Evangelium ins konkrete Leben tragen. Dieser Grundsatz ist heute noch immer genauso aktuell wie früher.“
Neben der Gottesliebe ist die tätige Nächstenliebe Auftrag für alle Christ/innen, betont Mayr: „Das kann man nicht nur an die Caritas delegieren. Natürlich ist es deren Auftrag, aber genauso der Auftrag von jedem Einzelnen – bis hin zur Kirchenleitung.“
Josef Mayr wurde 1955 zum Priester geweiht und hat die Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils miterlebt. „Positiv ist, dass die Weichen, welche das Konzil gestellt hat, heute immer noch die Richtung bestimmen. Aber es gibt auch die Gefahr, dass das wieder infrage gestellt wird.“ Große Hoffnung habe er auf Papst Franziskus gesetzt. „Jetzt frage ich mich manchmal, warum er so zögerlich ist“, sagt Mayr. Er ist überzeugt davon, dass der Papst aus seiner lateinamerikanischen Erfahrung heraus durchaus auch Antworten auf soziale Fragen in Europa geben kann. „Ich hoffe sehr, dass wir als Kirche wieder mehr über den eigenen Tellerrand hinausschauen und nicht nur um uns selbst kreisen. Dazu müssen wir aber auch interne Fragen klären, die zum Teil überfällig sind – wie den Zugang von bewährten Männern und Frauen zur Priesterweihe. Der Priestermangel engt uns heute sehr ein.“
Seit 1976 ist Mayr Pfarrseelsorger in Linz-St. Margarethen. Das klingt nach Heimat. „Ja“, sagt Mayr dazu, „ich habe mir während meiner österreichweiten Tätigkeit diesen unmittelbaren Basisbezug ausgesucht und eine von der Größe her überschaubare Pfarre übernommen. Auch hier habe ich viel davon profitiert, dass es dort gute Mitarbeiter/innen gibt, die ganz selbstständig arbeiten. Wir konnten dort schon früh ein Seelsorgeteam installieren. Diese Form der Pfarrleitung ist wirklich ein Erfolgsprojekt und heute sehr wichtig.“
Was wünscht sich der Jubilar zum 90er? „Persönlich wünsche ich mir, halbwegs gesund zu bleiben. Für die Kirche wünsche ich mir, dass sie weiter offen bleibt für die Menschen. Und für die Gesellschaft, dass sie nie mehr zurückfällt in autoritäre und diktatorische Zustände.“ «
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