Wort zum Sonntag
Barrierefreiheit scheint in Oberösterreichs Kirchen schon sehr gut zu gelingen, wie Maria Krone in einer Aussendung des Vereins Fokus Mensch berichtet.
Krone ist die Verantwortliche für die Lange Nacht der Kirchen in Oberösterreich: „Bei den rund 40 Orten, die an der Langen Nacht teilnehmen, sind laut deren Rückmeldung deutlich mehr als zwei Drittel der Kirchen barrierefrei gestaltet.“
Einen Teil dieser Barrierefreiheit machen bauliche Maßnahmen aus wie etwa Rampen für Rollstuhlfahrer:innen. „Neben der Rampe wäre noch der Einbau eines automatischen Türantriebs oder eines kraftunterstützenden Servo-Antriebs optimal“ sagt Helene Fritsch, Mitarbeiterin von Fokus Mensch. Sie selbst hat eine Gehbehinderung, ihr Mann sitzt im Rollstuhl.
Einen Seiteneingang für Rollstuhlfahrer:innen mit Türöffner gebe es etwa in der St. Michael-Kirche in Steyr, aber auch in vielen anderen Kirchen. Ist ein Einbau aus diversen Gründen nicht möglich, erleichtert ein seitlicher Anfahrbereich von mindestens 50 Zentimetern neben dem Türdrücker das Öffnen sowie bogen- oder u-förmige Griffe, da diese mit einer Hand bedienbar sind.
In der Kirche selbst fühlten sich manche Rollstuhlfahrer:innen immer etwas „abgestellt“ da oft nur neben den Bänken Platz für sie sei, sagt Fritsch.
Weniger tragisch sieht das Hannes Wiesinger, unter anderem Vorstandsmitglied der Bezirksgruppe Wels von Fokus Mensch. „Ich stehe auch gerne ganz hinten, weil ich da den Eindruck vom ganzen Kirchenraum habe.“
Wiesinger ist auch einer der wenigen gerichtlich beeideten Sachverständigen für barrierefreies Bauen. „Gerade bei Kirchen ist es manchmal schwierig mit Umbauten, da es sich um historische Bauten handelt. Aber mit ein wenig Geduld und gutem Willen finden sich immer Lösungen“, sagt Wiesinger.
Der Welser ist auch Mitglied des Kirchenchors in der Pfarrkirche Wels. „Früher befand sich der Kirchenchor oben bei der Orgel, wo es eine Wendeltreppe gibt und mir drei Leute hinaufhelfen mussten. Aber als die Mitglieder älter geworden sind, sind wir nach unten in den Altarraum gewandert.“
Dort gebe es zwar keine Rampe, sondern „nur“ drei Stufen. Dafür seien die Seitenschiffe der Pfarrkirche mit einer Rampe ausgestattet und es gebe eine induktive Höranlage. Gleiches gelte für das Pfarrzentrum.
In Oberösterreich gibt es noch einige weitere Beispiele für Barrierefreiheit in der Kirche. Die Pfarrkirche Schwanenstadt und die Stadtpfarrkirche Linz-Urfahr etwa bieten nicht nur induktive Höranlagen, sondern gestalten auch regelmäßig Gottesdienste mit Gebärdensprachdolmetscher:innen.
Für Menschen mit einer Sehbehinderung sei der Kirchenbesuch kein allzu großes Problem, sagt Susanne Breitwieser, Obfrau des Blinden- und Sehbehindertenverbands Oberösterreich. „Die Lichtverhältnisse sind eher problematisch, weil es aufgrund mangelnder Beleuchtung oft viel zu finster in den Kirchen ist. Das ist aber oft den historischen Gebäuden geschuldet.“
Mehr Barrierefreiheit hinsichtlich Lesbarkeit könne mitunter das „Gotteslob“ in Großdruck und DIN A4-Format bieten, sagt Andrea Peherstorfer, Leiterin des Behindertenreferats in der Diözese Linz. „Für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung gibt es die Bibel in leichter Spache“.
„Insgesamt ist sehr viel zum Positiven verändert worden, was Barrierefreiheit in der Kirche betrifft“, resumiert Helene Fritsch und betont, dass die Definition von Barrierefreiheit nicht einfach sei: „Die Bedürfnisse der einzelnen Betroffenen sind sehr unterschiedlich. Was für den einen das Leben erleichtert, muss nicht automatisch für alle gelten.“
Empfehlenswert sei, mit dem jeweiligen Pfarrsekretariat Kontakt aufzunehmen, sagt Andrea Mayer von der Pfarre Linz-Christkönig. „Einfach anrufen und Bescheid sagen, was genau jemand braucht. Wir sind immer bemüht, mögliche individuellen Hindernisse gemeinsam aus dem Weg zu räumen.“
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