Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
An die 150 Soloauftritte in Deutschland, Österreich und der Schweiz absolviert Stefan Waghubinger pro Jahr. Er spielt in Stadthallen, Theatern, Kabarettbühnen und mehrmals im Jahr für Fernsehaufzeichnungen.
„Ich bin als Spätberufener im Kleinkunstbereich gut angekommen“, sagt der 56-jährige Künstler – mit Freude und ohne falsche Bescheidenheit. Seit drei Jahrzehnten lebt der Leonsteiner in Stuttgart und hat dort seine Karriere gemacht.
Das 700-Jahr-Jubiläum der Pfarre Leonstein ist der Anlass, dass Stefan Waghubinger in der alten Heimat ein Gastspiel gibt – auch als Dankeschön für das, was er durch die Pfarre bekommen hatte, besonders durch die Katholische Jungschar: „Wir Dorfkinder konnten bis auf wenige Ausnahmen mit unseren Familien nicht auf Urlaub fahren. Da war das Sommerlager der Jungschar, für uns die schönste Zeit im Jahr. Darauf haben wir uns richtig gefreut. Und das Jahr hindurch war samstags immer Heimstunde. Ich bin überzeugt, dass mir das sehr viel Resilienz gegeben hat.“
Auch vor fünfzig Jahren in einem Dorf aufzuwachsen, bedeutete nicht automatisch, in einer heilen Welt zu leben, erzählt Waghubinger: „Man hatte schon manche Probleme. Aber ich habe mich in der Jungschar sehr angenommen gefühlt. Ich durfte hingehen und die haben sich gefreut, dass ich da war, ganz schlicht gesagt. Das war für mich wirklich sehr, sehr wertvoll. Diese Erfahrung gemacht zu haben, kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Wenn ich über meine Kindheit nachdenke, dann war das einer meiner Anker. Und auch die guten Freundschaften, die wir unter der Anleitung der Jungscharleiter gelebt haben.“
Als Jugendlicher verließ Waghubinger das Steyrtal und studierte in Deutschland im Rahmen einer evangelischen Freikirche Theologie. Schließlich begann er in einer Sozialeinrichtung, die zur evangelischen Landeskirche gehört, als Betreuer von „schwererziehbaren Jugendlichen“ zu arbeiten: „So nannte man das damals noch.“ Siebzehn Jahre hatte er dort sehr gerne, wie er betont, gearbeitet.
Als die Einrichtung größere Umstrukturierungen einleitete, wurde Waghubinger bewusst, dass die Entscheidung anstand, diese mitzumachen: was sich nur lohnen würde, wenn er bis zur Rente dortbliebe. Oder er würde einen radikalen Neuanfang wagen.
„Ich wurde Kabarettist im zweiten Bildungsweg“, sagt er lachend. Im Alter von über vierzig Jahren begann er neu: „Es ging alles viel besser, als ich hoffen durfte.“
Im ersten halben Jahr hat er noch auf Bühnen gespielt, wo er ohne Gage auftreten durfte, danach ging es steil bergauf. Bald haben sich die ersten deutschlandweit bekannten Preise eingestellt. Der „Stuttgarter Besen“ in Gold im Jahr 2011 war nicht nur für seine Karriere eine Ermutigung, sondern hat auch bei seiner Mutter die Sorgen über den aus ihrer Sicht beruflich unsicheren Weg ihres Sohnes zerstreut.
Waghubinger erzählt schmunzelnd: „Die Preisverleihung hat Ottfried Fischer (Anmerkung: „Der Bulle von Tölz“) vorgenommen. Da er offensichtlich vom Gewicht der Trophäe – der Stuttgarter Besen wiegt etwa 15 Kilogramm – überrascht war, ist er bei der Übergabe etwas nach vorne gekippt. Meine Tante hat das im deutschen Fernsehen gesehen. Da im Elternhaus kein Kabelfernsehen war, ist sie zu meiner Mutter gefahren, um ihr zu berichten. Sie sagte: ‚Stell dir vor, der Ottfried Fischer hat sich vorm Stefan verbeugt!‘ Seither ist mein Beruf akzeptiert.“
Seit nunmehr dreizehn Jahren ist das Kabarett Stefan Waghubingers Leben. Wie er dazu gekommen ist? Er blickt auf seine Schulzeit zurück: „Ich bin in die Schule gegangen, um die anderen zu unterhalten. Ich bin nicht über die Tische gesprungen, sondern habe meine Mitschüler:innen und die Lehrer:innen mit meinen Kommentaren zum Unterrichtsstoff zum Lachen gebracht. Ich weiß nicht, ob ich der Klassenclown war. Vielleicht habe ich auch gestört.“
Der Humor war auf jeden Fall ein Ausweg, wie er heute weiß. Seit zwei Jahrzehnten ist er Mitglied des Hochbegabtenvereins Mensa: „Ich ging auf die Hauptschule und war dort ein schlechter Schüler. Ich habe einen IQ, der weit über das geht, was ich an Leistung zeigen konnte. Ich habe das schon gespürt. Ich hatte gute Lehrer:innen, aber ich kam mit dem Schulsystem nicht zurecht.“
Seinen ersten – kleinen – kabarettistischen Auftritt hatte Stefan Waghubinger als Jugendlicher beim Ball der Katholischen Jugend in Leonstein. Für die Musikpause schrieb er für zwei Freunde und sich ein kleines Programm, das gut ankam. Danach folgte, wie er sagt, eine 25-jährige Pause. Mit Humor hat sich Stefan Waghubinger aber auch während seiner Zeit als Erzieher beschäftigt.
Seit 1999 hat er mit Andrea Waghubinger regelmäßig Cartoons veröffentlicht. Was immer dazu beigetragen hat, dass er heute ein erfolgreicher Kabarettist ist, fasst Waghubinger in dem Satz zusammen: „Humor ist der zweite Bildungsweg für Leute, bei denen sonst nicht alles glatt gelaufen ist.“ Bleibt noch die Frage, was das Publikum in Leonstein erwartet: „Ich werde etwas Spezielles zusammenstellen.“
Kabarett „Heimstunde – Ausschnitte aus vier Programmen“ am 3. Juni 2023 um 19.30 Uhr im Turnsaal der Volksschule Leonstein (Einlass 18.30 Uhr). Eintritt: € 25,– (Vorverkauf: € 20,–) Karten: Pfarrbüro, Tel. 0676 87 76 5179, E-Mail: pfarre.leonstein@stn.at
Christian Landl ist Diakon und Seelsorger in den Pfarrgemeinden Schörfling, Weyregg und Steinbach am Attersee.
Turmeremitin Birgit Kubik berichtet über ihre Woche in der Türmerstube hoch oben im Mariendom Linz >>
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