Wort zum Sonntag
Aktuelle Entwicklungen wie Corona, Krieg, Klimakrise und die damit einhergehenden vielfältigen Gefährdungen werfen existenzielle Fragen nach einem friedlichen und geglückten Zusammenleben auf. Schmerzlich erkennen wir, dass Sicherheiten und Leitlinien fehlen.
Nicht selten wird als Reaktion auf diese brüchig gewordenen Lebensumstände die Bergpredigt als handlungsleitend präsentiert. Verse wie „Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden“ (Mt 5,9) oder „Ihr seid das Salz der Erde“ kommen als Aufforderungen zum guten und richtigen Handeln teilweise verbunden mit dem erhobenen Zeigefinger und einem moralisierenden Unterton rasch über die Lippen. Überfordert von oder frustriert durch die (zu) hohen Ansprüche dieser Forderungen werden diese als utopisch oder unrealistisch zu Recht zurückgewiesen.
Wie können wir die am Beginn von Jesu „Lehre auf dem Berg“ stehenden Seligpreisungen (Matthäus 5,3–12) und die daran anschließenden Bildworte vom „Salz der Erde“ (Mt 5,14) und vom „Licht der Welt“ (Mt 5,16) deuten und sie als lebensrelevant für unser konkretes Tun erfahren?
Noch bevor von ethischen Weisungen die Rede ist, spricht Jesus in den Seligpreisungen eine umfassende Zusage aus: Heil, das Gott selbst wirkt. Nicht wegen Armut, Hunger oder Trauer werden diese Haltungen gepriesen, sondern im und trotz des erlebten Leids. Die heilsame Gegenwart Gottes wird gerade in bedrohten Situationen in besonderer Weise zugesprochen.
Diese „Beglückwünschungen“ sind der Schlüssel zum Verständnis der Botschaft. Das Wort „selig“ – glückselig – verdeutlicht bereits die Umdeutung bisheriger Verhältnisse und Traditionen. Ohne Vorleistung und Forderungen nimmt Jesus die Hörenden in die größere Gerechtigkeit seiner liebenden Gegenwart hinein.
Im Anschluss an die Seligpreisungen sagt Jesus den Menschen zu, „Salz der Erde“ und „Licht der Welt“ zu sein (Mt 5,13–16). Diese Feststellung – nicht Forderung – drückt aus, dass Gott uns mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ auszeichnet und auch andere durch uns Geschmack am Leben finden können. Unser Leben bekommt dadurch einen unverwechselbaren Sinn.
Dieses Zutrauen, das Gott uns entgegenbringt, gilt es zu entdecken und schließlich im konkreten Tun sichtbar zu machen. Wir leuchten sozusagen durch unser Sein und Handeln einen Weg aus, der das Leben auch anderer reich und wertvoll macht. Jeder und jede von uns tut dies im wechselseitigen Zusammenspiel.
Um die Beziehungen zu Gott und zwischen den Menschen lebendig zu halten, bedarf es beständiger, achtsamer Bemühungen darum. Die Bergpredigt wird immer eine Zumutung bleiben. Diese Zumutung muss ernst genommen und jeweils neu Bodenhaftung durch die konkrete Nachfolge erlangen. So besteht die gegenwärtige Herausforderung darin, die Würzkraft der christlichen Botschaft im Blick auf die aktuelle Situation im konkreten Tun zum Ausdruck zu bringen.
Heuer dominiert Matthäus die Evangelientexte der Sonntagsgottesdienste.
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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