Wort zum Sonntag
Vor welchen Herausforderungen steht die KAÖ als offizielle Vertreterin von Laien der Kirche?
Leopold Wimmer: Wir müssen generell in einer Gesellschaft, die zunehmend plural und zum Teil auch säkularisiert ist, den Glauben zur Sprache bringen und den Menschen zeigen, dass der Glaube eine Bereicherung für das Leben ist. Dabei kommt es nicht sosehr auf die Funktion des KAÖ-Präsidenten an, sondern auf die Tausenden Menschen, die in der Katholischen Aktion aktiv sind.
Die KA hat eine lange Tradition des nicht nur sichtbaren, sondern auch tätigen Glaubens. Welchen Stellenwert räumen Sie dem ein?
Wimmer: Es gibt zwei Pole: Einerseits müssen wir Spiritualität, Glaube und die Gemeinschaft stärken. Andererseits ist es ganz selbstverständlich, dass wir uns mit unseren Werthaltungen in die Gesellschaft einbringen. Unter anderem in den Aktionen „Sei so frei“, Familienfasttag oder den vielen Aktivitäten der Katholischen Jugend kommt klar zum Ausdruck, dass Glaube bedeutet, Solidarität zu zeigen, also tätige christliche Nächstenliebe.
Wie möchten Sie die Beziehung der KAÖ zu den Bischöfen gestalten?
Wimmer: Ich stehe für Dialog, viele Gespräche und auch das Abstimmen von Zielsetzungen. Es geht mir darum, das gute Miteinander unter Achtung der jeweiligen Zuständigkeiten fortzusetzen.
Wie würden Sie die Situation der katholischen Kirche heute beschreiben?
Wimmer: Weltweit gibt es große Unterschiede zwischen den Kontinenten. In Europa ist es wichtig, den Glauben in unserer Gesellschaft präsent zu halten. Zu dieser Herausforderung gehört, auf aggressive Angriffe zu reagieren, die gläubige Menschen als „dumm“ oder Ähnliches darstellen. Papst Franziskus ist ein großes Geschenk für die Kirche, wenn es darum geht, den Glauben wieder ins Gespräch zu bringen.
Was sagen Sie zu den innerkirchlichen Angriffen auf den Papst?
Wimmer: Wie in jeder großen Organisation gibt es leider auch in der Kirche Menschen, die unbedingt ihr tradiertes Bild und ihre tradierte Machtposition behalten möchten und daher jede Veränderung bekämpfen. Dieser Gruppe geht es mehr um diese Aspekte als um einen tieferen Glauben.
Als neues „Gesicht“ der KAÖ werden von Ihnen auch gesellschaftspolitische Stellungnahmen erwartet. Wie möchten Sie dem Anspruch gerecht werden, im Namen der KAÖ zu sprechen?
Wimmer: Was kurzfristig notwendige Stellungnahmen betrifft, glaube ich aus meiner langjährigen Erfahrung einigermaßen zu wissen, was man im Namen der KAÖ sagen kann – auch wenn ich mir der Bandbreite der Meinungen bewusst bin. Ganz generell bin ich dafür, dass wir gesellschaftspolitische Stellungnahmen gemeinsam vorbereiten und dann mit einer gemeinsamen Meinung an die Öffentlichkeit gehen. Aktuell beraten wir vor dem Hintergrund der Enzyklika „Laudato si’“ über eine ökosoziale Steuerreform. Das wollen wir diskutieren und uns dann dazu äußern.
Lesen Sie auch das Porträt des neuen KAÖ-Präsidenten unter der Rubrik „Kopf der Woche“
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