Wort zum Sonntag
„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“, so singen viele im Advent. Am 24. Dezember geht eine besondere Tür in Rom hoch: die „Heilige Pforte“. Pilgerfahrt samt Beichte, ab durch die Heilige Pforte und fertig ist der volle Ablass im „Heiligen Jahr 2025“? Sind diese Katholiken nicht völlig veraltet, im besten Fall noch retro (oder „vintage“)? Vielleicht ist in Zeiten künstlicher Intelligenz ein Portal in eine höhere Dimension verständlicher als eine „Heilige Pforte“? Oder rein ins Wurmloch, schnell hinüber in die andere Welt?
In Luzern hat dieses Jahr ein künstlicher Jesus die Fragen der Menschen beantwortet. Ist das die Pilgerfahrt von morgen: über das Wurmloch hinein in die virtuelle Welt, wo bereits die Künstliche Intelligenz „HAL-Land“, die den Heiland ersetzt hat, wartet, um den Menschen zu empfangen und die Absolution zu erteilen? Per Knopfdruck sündenfrei und glückselig?
Ich fremdle sowohl mit dem alten Ablasshandel wie dem neuen KI-Modell. In der Geburt Jesu wird die Hoffnung Fleisch. Für Hannah Arendt ist die Geburt zu Bethlehem ein revolutionärer Moment in der Geschichte. Ein Neubeginn ist möglich. Dafür gibt es keine Abkürzungen durch Wurmlöcher oder virtuelle Welten, sondern nur die mühevolle Pilgerschaft auf Erden.
Wer als „Pilger der Hoffnung“, so das Thema aus Rom, in das Heilige Jahr aufbricht und durch die Heilige Pforte geht, vollzieht einen Neubeginn und lässt sich ein auf Versöhnung, Verwandlung, den Beginn von umfassendem SHALOM.
Heilige Jahre erinnern uns an das Angebot des umfassenden Friedens, der mit der Geburt des Heilands zu Bethlehem anbricht: SHALOM mit dem Mitmenschen, mit allen Geschöpfen, mit Gott.
Wenn am 24. Dezember mit der Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom das Heilige Jahr 2025 beginnt, dann ruft dies die Worte Jesu ins Gedächtnis: „Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden“ (Johannes 10,9).
Die Welt in ihren Hoffnungen, Sorgen, Nöten, Schmerzen, Freuden und Abgründen kann durch dieses Tor hindurchgehen und in das Herz Gottes eingehen. Aber sie wird auch wieder hinausgehen, um verwandelt zu werden. Zu einem Ort, an dem alle ihre Weide finden. SHALOM.
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>