Wort zum Sonntag
Je teurer, umso besser! Vielleicht war das Problem ja der Blasiussegen. Er war gratis in der Pfarre, und jetzt laboriere ich seit Wochen mit kratzigem Hals, verlorener Stimme.
Hätte ich besser online ein überirdisches Segenspaket bei Paula White gekauft, ihres Zeichens evangelikale Predigerin und seit 7. Februar Leiterin des „Glaubensbüros“ im Weißen Haus?
Für 1000 Dollar hätte ich zu Ostern 7 übernatürliche Segnungen plus CD, Holzkelch und Kristallkreuz kaufen können. Hätte ich dann kein Halsweh mehr?
Das Geschäft mit Gott treibt seit Menschengedenken seltsame, auch gefährliche Blüten. Dort, wo Menschen trauern, leiden, tiefe Sehnsüchte verspüren, sind schnell andere Menschen da, die im Namen Gottes ihr Geschäft machen.
Aber Gott lässt sich nicht kaufen und schon gar nicht verkaufen. Er wendet sich dem Menschen frei zu. Die Theologie nennt diese freie Zuwendung „Gnade“, griechisch „charis“, lateinisch „gratia“. Ja, Gott wendet sich den Menschen gratis zu. Er macht sich zum Geschenk, in intensivster Form tut er dies in Jesus, dem Christus.
Ein Segen ist der Zuspruch Gottes, dass der Mensch unter dem Schutzmantel des Höchsten steht. Daher segnen wir keine Häuser, sondern bitten um die besondere Gnade für jene, die dort ein- und ausgehen. Immer stehen der Mensch und die Fülle seines Lebens im Zentrum.
Segen ist kein Handelsobjekt. Gottes Gnade ist gratis – „gratia“! Zuletzt hat der Vatikan dies im Rahmen einer Neuordnung der Messstipendien klargestellt.
Diese sind eine Spende, die die kirchliche Arbeit unterstützt. Jeder Anschein von Sakramentenhandel oder Gnadengeschäft muss vermieden werden. Der Großteil der Spenden soll an Bedürftige gehen. Wer wenig hat, muss nicht spenden. Jede Spende muss genau protokolliert werden in den Pfarren.
Was mache ich jetzt mit dem gratis Blasiussegen? War er wirkungslos? Ich glaube nicht. Er erinnert mich daran, dass Gott für den Menschen das Gute will, völlig frei.
Und ich denke darüber nach, warum ich wohl seit Wochen schweigen sollte. Vielleicht um endlich Ruhe zu geben, damit ich die freie Gnade spüren und annehmen kann.
Eine Erkenntnis, die keine 1000 Dollar kostet, aber viel Geduld und Mühe.
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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