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Inhalt:
Was glauben Sie eigentlich?

Tiere oder Menschen? Wen sollen wir mehr lieben?

GLAUBENS_GUT

Die Geschichte des Abendlandes ist seit der griechischen Antike davon geprägt, dass zwischen den menschlichen und den nichtmenschlichen Lebewesen ein tiefer Graben gezogen wurde.

Ausgabe: 37/2025
09.09.2025

Der Mensch war das vernunftmäßige Wesen, alle anderen Lebewesen wurden als vernunftlos angesehen. Das Christentum hat diesen Graben nicht überwunden, sondern verstärkt, weil man den Tieren keine unsterbliche Seele zuerkannt hat, sprich: Sie können nicht in den Himmel kommen und sind vom Heilsgeheimnis Christi ausgeschlossen. Die Bibel hingegen sagt an vielen Stellen, dass wir mit den Tieren fürsorglich umgehen sollen, wie ein guter Hirt mit der ihm anvertrauten Herde.

 

Keine Konkurrenz


Augustinus hat gesagt, wir sollen Gott, den Menschen und alle Geschöpfe lieben, wenn auch auf verschiedene Weise. Die Liebe zu Gott stand bei ihm im Mittelpunkt. Menschen, Tiere und alle Geschöpfe sollten so geliebt werden, dass die Liebe zu Gott hinführt. Ich bin überzeugt, dass wir alles Lebendige lieben sollen, denn alles, was lebt, ist Frucht der schöpferischen Liebe Gottes. Die Frage, ob wir Menschen oder Tiere mehr lieben sollen, geht meines Erachtens von einem falschen Konkurrenzverhältnis zwischen Menschen und Tieren aus.

 

Tierliche Bedürfnisse


Der Umgang mit den Tieren ist durch menschliche Interessen geprägt. Den Wildtieren wird mehr und mehr Lebensraum weggenommen. Bei den „Nutz“-Tieren legitimiert schon die Bezeichnung, dass sie weitgehend auf ihren Nutzen für Menschen reduziert werden.


Haus- und Heimtiere, die eine wichtige soziale und emotionale Bedeutung im Leben vieler Menschen haben, werden oft vermenschlicht, das heißt nach menschlichen, nicht nach ihren artspezifischen tierlichen Bedürfnissen behandelt. Papst Leo XIV. hat ein neues Messformular „Für die Bewahrung der Schöpfung“ eingeführt. Im Schlussgebet heißt es: „Gott, solange wir einen neuen Himmel und eine neue Erde erwarten, zeige uns Wege, im Einklang mit allen Geschöpfen zu leben.“ Die Schöpfungszeit vom 1. September bis zum 4. Oktober ist ein guter Anlass, solche Wege zu gehen.

Pater Martin M. Lintner Dekan der Philosophisch- Theologischen Hochschule Brixen Professor für Moraltheologie und Spirituelle Theologie
Pater Martin M. Lintner Dekan der Philosophisch- Theologischen Hochschule Brixen Professor für Moraltheologie und Spirituelle Theologie
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