Elisabeth Wertz ist Religionslehrerin und Pastoralassistentin im Südburgenland (derzeit in Elternkarenz).
Wenn Maria sich unmittelbar nach der Verkündigung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel auf den Weg zu Elisabeth macht (Lukas 1,39–56), so ist sie dabei schwanger von einem Wort, über dessen Bedeutung sie sich noch nicht wirklich sicher sein kann. In der Verkündigungsszene im Lukasevangelium heißt es nur, dass sie von der Begrüßung des Engels „erschrocken“ war (Lukas 1,29). Erst als ihre Cousine Elisabeth mit freudigen Lobes- und Segensrufen die Botschaft des Engels bestätigt und Maria in ihrer guten Hoffnung und im Glauben bestärkt (Lukas 1,45), vermag sie selbst in den Lobpreis des Magnificat einzustimmen.
Der dritte Adventsonntag ist ganz dieser Freude und dem vorausgreifenden Jubel gewidmet (Jesaja 35,1–6b.10). Der große Tag, die erwartete Ankunft, rückt schon in greifbare Nähe (Jakobus 5,7–10). Ja, im Evangelium erweisen sich die Verheißungen der Propheten im Handeln Jesu sogar schon als erfüllt (Matthäus 11,2–11). Solche freudvollen Ausblicke helfen beim Durchhalten. Schwangerschaften sind keine leichten Angelegenheiten. Je weiter fortgeschritten, nehmen sie – im wahrsten Sinne des Wortes – an Be-schwer-lichkeit zu.
Der lateinische Kirchenschriftsteller Tertullian, der im zweiten bis dritten Jahrhundert nach Christi Geburt lebte, kannte die Umstände, mit denen sich Schwangere bisweilen abzumühen haben, offenbar recht gut. Wortstark und durchaus plastisch verteidigte er in seiner Schrift „Über das Fleisch Christi“ (De carne Christi) die wahre Geburt Jesu gegen all jene Christusanhänger – Gnostiker genannt (von griech. gnosis = Erkenntnis) –, die die volle Menschwerdung und damit vor allem das Eingehen von Gottes Wort in die Kleinheit, Materialität und Verletzbarkeit bzw. Sterblichkeit der menschlichen Existenz leugneten.
Doch nur die wahre und volle Menschwerdung, Geburt und Tod inklusive, lassen die wirkliche Erlösung des Menschen plausibel werden. Und dazu gehört – seitens Gottes wie auch seitens der Menschen – die Annahme der „Zusammenballungen von Feuchtigkeit und Blut“, das Ertragen des „Mutterleibes, der von Tag zu Tag anschwillt, der schwer und verängstigt ist, auch durch Schlaf keine Ruhe findet und unsicher ist aufgrund des Schwankens zwischen Heißhunger und Ekel“, wie Tertullian eindrücklich schreibt.
Wer diese körperliche Dimension des Daseins nicht gänzlich annimmt, der kann den Menschen nicht wirklich lieben, und zwar ebenso wenig den anderen wie sich selbst. „Christus hingegen liebte sicherlich den Menschen“, der sich über neun Monate hindurch im Mutterleib geformt hat. Und „zusammen mit dem Menschen liebte er auch dessen Geburt und dessen Fleisch“. Denn, so Tertullians Argumentation, man kann nicht etwas Existierendes lieben, ohne auch das zu lieben, „wodurch das, was existiert, seine Existenz erhält“ (also die Geburt).
Welch eine Erleichterung, dass die Mühsal der Schwangerschaft auch immer wieder durchbrochen wird von verheißungsvollen Regungen – wie etwa durch das Hüpfen des Johannes im Bauch Elisabeths (Lukas 1,44), der damit die Ankunft Marias und Jesu freudig begrüßt …

Elisabeth Wertz ist Religionslehrerin und Pastoralassistentin im Südburgenland (derzeit in Elternkarenz).

Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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