Katharina Schindelegger (33) ist Theologin und Journalistin. Sie ist in den Pfarren Ober Sankt Veit und Unter Sankt Veit – Zum Guten Hirten (Wien 13) als Pastoralassistentin tätig.
Dies ist auch die zentrale Frage im LOOK, dem zweiten Punkt des Dreischritts STOP – LOOK – GO von David Steindl-Rast, den der österreichisch-amerikanische Benediktinermönch als Anleitung für das Erleben von Spiritualität skizziert. David Steindl-Rast umschreibt dieses LOOK als „bemerken, beobachten, betrachten, eine direkte Erfahrung machen“ und beschränkt sich nicht nur auf das Sehen.
Der eine Kirchenbesucher wird vom Bildprogramm angezogen, die andere von den Reliquien, wieder andere stehen vor den Grabsteinen und entdecken fasziniert, welche bedeutenden Personen der Geschichte hier bestattet wurden. Kleine Kinder wie Musikliebhabende sind ergriffen von der Akustik, und für manch gläubige Menschen wird der Kirchenbesuch erst durch das Mitfeiern einer Liturgie darin abgerundet.
Haben Sie sich in einer dieser Beschreibungen wiedergefunden? Welcher Kirchenbesuch war für Sie in letzter Zeit besonders eindrucks- und bedeutungsvoll und ist Ihnen in Erinnerung geblieben?
Im ersten Schritt, dem STOP, haben Sie ein Gefühl für „Ihre Kirche“ bekommen und sind als ganzer Mensch angekommen. Das LOOK lädt Sie dazu ein, sich zweck- und urteilsfrei auf den Raum und seine Ausstattung einzulassen.
Versuchen Sie, Ihr ganzes Wissen über Geschichte, Theologie, Architektur und Kunst zurückzustellen. Lassen Sie sich vom Kirchenraum und seiner Ausstattung ansprechen – finden Sie Ihren ganz persönlichen Zugang zum Kirchenraum.
Der deutsche Religionspädagoge Holger Dörnemann beschreibt vier Hauptarten, wie Menschen Kirchen nicht nur als Tourismusattraktion besichtigen, sondern sich über den Kirchenraum auch „dem Heiligen“ annähern: es sind kunsthistorisch-baukundliche, theologieorientiert-liturgische, biographische oder ganzheitliche Zugänge.
Was spricht Sie grundsätzlich an, was fasziniert Sie am meisten, woran haben Sie jetzt gerade persönlich Freude – geben Sie sich Ihrer Freude und Faszination hin, lassen Sie sich vom Kirchenraum berühren, anregen oder herausfordern: Haben Sie einen Ort in der Kirche entdeckt, der Ihnen gerade jetzt guttun würde? Sind Sie neugierig, was die Geschichte der Kirche ist, oder verfolgen Sie lächelnd die Späße der Barockengel auf den Vorhängen um den Altar? Dann gehen Sie diesem Interesse nach – auf geistige, körperliche oder auch emotionale Art: Tauchen Sie bei einer Führung in eine jahrhundertealte Baugeschichte ein, staunen Sie mit einem Beschreibungsblatt über meisterhafte Fresken, erklimmen Sie den Turm, lassen Sie sich bei einem Konzert von den Klängen der Orgel einhüllen, oder denken Sie an viele schöne Momente in Ihrem Leben, die Sie schon in dieser Kirche verbracht haben.
Gönnen Sie sich eine persönliche Erfahrung in dieser Kirche, geben Sie sich Ihrer Freude und Faszination hin. Der deutsche Theologe und Priester Wilhelm Bruners schreibt in diesem Sinne: „Streife an Gott alles Überflüssige ab. Staune!“ Dazu lädt Sie das „LOOK“ als zweite Erfahrungsebene von Spiritualität ein. Dann werden Sie die besondere Qualität des Raumes, die Qualität des „Heiligen“ erleben.
Katharina Schindelegger (33) ist Theologin und Journalistin. Sie ist in den Pfarren Ober Sankt Veit und Unter Sankt Veit – Zum Guten Hirten (Wien 13) als Pastoralassistentin tätig.
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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