Wort zum Sonntag
Dass es innerhalb der katholischen Kirche Ostkirchen gibt, hängt mit sogenannten Unionen zusammen, die meist in der Neuzeit abgeschlossen wurden. Die Vereinigungen mit dem Papst von Rom führten in der Regel zu einer Spaltung der Kirchen vor Ort.
Ausnahmen bilden die in Süditalien beheimatete italo-albanische Kirche, bei der es keine formelle Union gab, und die im Libanon angesiedelte maronitische Kirche, die keinen inneren Bruch erlitt.
Seit dem Zweiten Vatikanum ist es katholischerseits klar, dass Teilunionen kein Modell für die Wiederherstellung der Kircheneinheit sein können. Es ist auch kein Ziel mehr, Christen um ihres Seelenheils willen auf die katholische Seite zu ziehen. Die Unionen waren historische Phänomene mit verschiedenen Gründen und Ursachen. Bei manchen missionierten westliche Ordensleute, bei anderen ging die Initiative von der Ortskirche aus.
Aus westlicher Sicht wurden die katholischen Ostkirchen immer wieder als eine Art Brücke zu den orthodoxen oder orientalischen Kirchen angesehen, bei jenen dagegen als „gestohlene Kirchen“. Es entspricht aber nicht ihrer Würde, sie vor die Wahl zu stellen, zu ihrer Ursprungskirche zurückzukehren oder in der römisch-katholischen Kirche aufzugehen.
Angehörige östlicher Kirchen haben trotz der konfessionellen Trennung viele Gemeinsamkeiten in der liturgischen und spirituellen Tradition und der gemeinsamen Kultur. Inzwischen haben sich die Beziehungen zwischen Theolog:innen der beteiligten Kirchen verbessert. Es setzt sich immer mehr die Ansicht durch, dass man weniger über die katholischen Ostkirchen reden sollte, als vielmehr mit ihnen.
Sie sind keine Brücke, die man überqueren kann, und eine Einheit zwischen den beteiligten Konfessionen kann nur als Gesamtprojekt gelingen. Die katholischen Ostkirchen haben aber innerkatholisch eine wichtige, vermittelnde Funktion, die auch für das Gespräch mit den nichtkatholischen Kirchen wichtig ist. Sie zeigen, dass man Einheit im Glauben in einer Vielfalt der Ausdrucksweisen leben kann, und sie bringen das Erbe, das sie mit anderen Konfessionen teilen, in die eigene Gemeinschaft ein.
In der östlichen Theologie wird betont, dass menschliche Aussagekraft nicht reicht, um sich dem unzugänglichen Wesen Gottes anzunähern. Gleichzeitig ist Gott aber erfahrbar und wirkt in seiner Kirche durch den Heiligen Geist. Gott ist Mensch geworden, damit der Mensch „vergöttlicht“ wird und sein Ziel erreicht: die Gemeinschaft mit Gott.
Die östlichen Kirchen betonen in ihrer Gebetstradition, wie wichtig es ist zu lernen, „vor Gott zu stehen“. Mit ihrer Spiritualität nehmen sie am Auftrag der Kirche teil, die Gegenwart Gottes in der Welt zu bezeugen.
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>