Wort zum Sonntag
Oft wird die katholische Kirche mit der römisch-katholischen Kirche gleichgesetzt. Diese ist aber als „lateinische Kirche“ nur eine der Kirchen innerhalb der katholischen Gemeinschaft, in der es auch mehr als 20 Kirchen östlicher Tradition gibt.
Zu diesen Kirchen gehören zwar nur ein bis zwei Prozent aller Katholiken und Katholikinnen, doch besitzen sie alle die gleiche Würde wie die lateinische Kirche.
Diese Ostkirchen gehören zur byzantinischen, west- und ostsyrischen, koptischen, äthiopischen und armenischen Tradition und haben ein eigenes liturgisches, kirchenrechtliches, geistliches und theologisches Erbe, das sie mit anderen nichtkatholischen Ostkirchen (orthodoxen, orientalisch-orthodoxen bzw. der ostsyrischen Kirche) teilen.
Diese innerkatholische Vielfalt wurde vom Zweiten Vatikanischen Konzil für erwünscht erklärt und äußert sich in vielen Dingen, die legitime Varianten des Katholisch-Seins sind.
In den allermeisten katholischen Ostkirchen können verheiratete Männer auch zu Priestern geweiht werden.
Taufe und Firmung werden auch Babys unmittelbar nacheinander gespendet, und möglichst bald danach sollte der Kommunionempfang erfolgen (meist mit einem Tropfen des eucharistischen Weines).
Der Rechtsbegriff für die katholischen Ostkirchen ist „Kirche sui iuris“ (Kirche eigenen Rechts), und es gibt ein eigenes Gesetzbuch für sie (Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium). Die größeren katholischen Ostkirchen besitzen eine bischöfliche Synode, die wichtige Entscheidungen treffen kann und die auch die Bischofskandidaten bestimmt – auch wenn der Papst eingebunden ist.
Die größte katholische Ostkirche ist die ukrainische griechisch-katholische Kirche, mit schätzungsweise 5 Millionen Mitgliedern. Seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine im Jahr 2022 leben auch in Österreich deutlich mehr Gläubige, sodass in vielen größeren Städten Gottesdienste in ukrainischer Sprache gefeiert werden.
Einige der Gemeinden folgen (wie die römisch-katholische Kirche) dem gregorianischen Kalender, andere – wie die Kirche in der Ukraine – dem julianischen, der derzeit 13 Tage „nachhinkt“ und beim Osterfestkreis zusammenfallen oder sich bis zu 5 Wochen unterscheiden kann.
In Österreich sind alle östlichen Katholiken in einem eigenen Ordinariat dem Erzbischof von Wien – derzeit Kardinal Christoph Schönborn – zugeordnet, wobei auch die Ortsbischöfe eine gewisse Zuständigkeit haben. Manche der rund 85 Priester katholischer Ostkirchen in Österreich sind auch in der römisch-katholischen Seelsorge tätig.
Als Katholik:in kann man wechselseitig alle Gottesdienste mitfeiern und die Kommunion empfangen. Die katholischen Ostkirchen laden mit ihrer Liturgie und Spiritualität dazu ein, den Reichtum des Christentums besser kennen zu lernen.
Thomas Mark Németh ist Professor für Theologie des christlichen Ostens an der Universität Wien und Priester der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche.
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Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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