Wort zum Sonntag
Seit Jahren beginnen zwei gute Freundinnen und ich die „stille Zeit“ mit einem Besuch beim Salzburger Adventsingen im Großen Festspielhaus. Über zweitausend Besucher fasst das Festspielhaus, und meistens sind alle Plätze voll besetzt. Eine Schlüsselszene verfolge ich jedes Jahr mit großer Aufmerksamkeit. Der Engel Gabriel verkündet Maria die Botschaft. Zweitausend Jahre später erinnern zwei Darstellerinnen an dieses unvorstellbare Ereignis. Gabriel singt: „Erschrick nicht Maria, es geschieht dir kein Leid …“ und Maria erwidert: „Was sind das für Reden, wie soll das geschehen?“ Der Gesang der beiden geht ins Herz. Auf der einen Seite die freudige Botschaft des Erzengels, auf der anderen Seite Maria, die junge Frau, der so Unfassbares passiert. Alles geschieht in einer verschlossenen Kammer. Es gab keine Zeugen der Verkündigung.
Es ist das JA Mariens, das mich zutiefst berührt. Maria sagt ja, ohne zu ahnen, wie ihr Leben verlaufen wird. Mit dem Blick auf die Lebensgeschichte Mariens wissen wir: Auf ihr JA folgt bald das NEIN des Wirtes. Für eine schwangere Frau hat er in der Hochsaison keinen Platz in seiner Herberge. Marias JA bedeutet eine Geburt im Stall. Marias JA sucht den Knaben Jesu, begleitet ihn bei der Hochzeit zu Kana. Maria ist Zeugin der Gefangennahme Jesu, der Verurteilung und des Kreuzweges. Marias JA heißt die Kreuzigung und den Tod Jesu unfassbar schmerzlich zu erleben. Was hat Maria von all dem geahnt? Wie unvorstellbar groß ist dieses JA Mariens!
gibt es in allen Sprachen. Es ist das Wort, das wir Menschen am meisten gebrauchen, und JA gehört daher zu den wichtigsten Wörtern. Ja sagen, obwohl wir nicht immer alle Dimensionen unserer Entscheidungen voraussehen können, müssen wir lernen. An allen Wegkreuzungen unseres Lebens ist es entscheidend, ob uns unser JA trägt und uns weitergehen lässt.
Vielleicht ist es das Vorbild Mariens, das manchen Menschen eine bejahende Lebensmelodie schenkt. Es sind glaubende, hoffende, liebende und vertrauende Menschen. Man fühlt sich in ihrer Nähe wohl. Sie geben nicht gleich auf, haben ein gutes Wort. Sie ermutigen, trösten und inspirieren andere Menschen. Ihr Leben ist Beispiel, wie sich unser Denken und Handeln auf die Welt auswirken können.
Heilige Maria, als junge Frau hast du JA gesagt. Dein JA hat die Welt verändert. Stärke uns in unserem Glauben, in unserer Hoffnung und in unserer Liebe, damit wir als vertrauende Menschen unser JA leben.
Der Mai gilt als Marienmonat. Doch was heißt das im Jahr 2021?
Teil 3 von 3
von Barbara Haas, Herausgeberin „Welt der Frauen“
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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