Wort zum Sonntag
Oh, diese Satzzeichen! Ich zeige einer Kollegin einen wichtigen Text. Sie wirft einen Blick darauf und entschuldigt sich: „Verzeih, aber da fehlt ein Komma!“. Sie hat recht. In diesem Fall gibt es nichts zu diskutieren, das Komma fehlt. Es kann die Bedeutung eines Satzes wirklich ändern, ob ein Komma vor oder hinter einem Wort steht. Wir Lehrerinnen und Lehrer sind ja manchmal so richtige Komma-Jäger. Ich gestehe: Ich bin auch beim Lesen eines Buches versucht, einen Stift in die Hand zu nehmen.
Im Alltag beschäftigt mich nicht das Komma, sondern eher der Punkt, der Doppelpunkt oder das Fragezeichen. Etwas ist, wie es ist. Punkt. Manchmal muss ich auch lernen, dass da ein Punkt ist, ein Ende, ein Abschied, eine Entscheidung. Ein Fragezeichen kommt am Ende eines Tages, wenn ich zurückschaue. Wofür bin ich dankbar? Was bleibt unvollendet oder noch unversucht? Was möchte ich ändern, wofür bitte ich um Verzeihung?
Je älter ich werde, umso häufiger kommen diese Fragen beim Zurückschauen auf das Leben. Beim Blick auf unsere Welt bedrängt mich auch die schmerzliche Frage nach dem Sinn all der Krisen, die wir erleben, selbst nach dem Sinn in der grausamen Sinnlosigkeit dieses Krieges.
Stelle ich die richtigen Fragen? Ich schaue in die Heilige Schrift und finde viele Fragen. Der Engel kommt und fragt Maria, die Jünger fragen Jesus, Jesus fragt seine Jünger und ich lese bei Lukas die eine Frage, die mich immer wieder aufs Neue bewegt: „Wird der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde den Glauben vorfinden?“ (Lukas 18,8). So kann ich nur mit den Aposteln bitten: „Herr, stärke unseren Glauben!“ (Lukas 17,5). Ich kann sogar Trost finden in der einen Frage, die Jesus am Kreuz mit lauter Stimme schreit: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Markus 15,34). Jesus kennt die Verlassenheit. Vor seiner Frage am Kreuz verstummen alle „Warum?“ meines eigenen Lebens.
Wie gut, dass der Auferstandene weiter fragt! Er fragt Maria Magdalena: „Frau, warum weinst du?“ (Johannes 20,15). Und er stellt Petrus die eine, entscheidende Frage: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?“ (Johannes 21,16). Mit Petrus möchte ich antworten: „Herr, du weißt alles, du weißt, dass ich dich liebe.“ (Johannes 21,17). Am Ende des Tages und am Ende meines Lebens darf ich diese Worte mitbeten.
Dazwischen bringt es der Apostel Paulus in seinem Schreiben an die Korinther (1 Korinther 13,13) auf den Punkt: „Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.“ Sollte da nicht ein Rufzeichen stehen?
Teil 3 von 3
Sr. Beatrix Mayrhofer, Distriktleiterin der Kongregation der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau Österreich/Italien und ehemalige Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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