Wort zum Sonntag
Ich weiß nicht, wie viele Marienwallfahrtsorte es auf der Welt gibt. Meine schönste Marienwallfahrt erlebte ich in Mariazell. Ich war zu dem Zeitpunkt Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfb), und die burgenländischen kfb-Frauen haben mich zu einer Wallfahrt nach Mariazell eingeladen.
Ich war zu früh dort, und vor der Kirche stehend beobachtete ich die Anreise von tausenden Frauen. Viele, viele Busse fuhren vor, aus allen Teilen des Burgenlands und aus den Nachbargebieten kamen Frauen in Mariazell zusammen. Das Wetter war wunderbar, die Freude von allen so greifbar und spürbar. Die Wallfahrerinnen begrüßten sich herzlich, sie lachten und umarmten sich innig. In der Gemeinschaft liegt Kraft. Eine lebendige Gemeinschaft feiert zusammen, singt zusammen und teilt miteinander. Schließlich begann die heilige Messe, und der Kirchenraum war erfüllt vom Gesang der vielen Frauen. Kroatinnen sangen ihre Lieder, Ungarinnen folgten mit ihren Melodien, und gemeinsam sangen wir die Marienlieder aus dem Gotteslob, wie „Maria, breit den Mantel aus …“ Einige Melodien waren völlig neu für mich, die kroatischen und ungarischen Texte verstand ich nicht. Es war tief beeindruckend und vielgestaltig. Die Gnadenmutter von Mariazell verstand uns alle.
Seit über einem Jahr begleiten uns Einschränkungen, an eine große Wallfahrt in Mariazell ist nicht zu denken. In allen Regionen Österreichs gibt es kleinere Marienwallfahrtsorte, die die Menschen auch in dieser Ausnahmesituation aufsuchen. Regelmäßig mache ich mich auf zu „meiner“ Wallfahrt nach Heiligwasser. Heiligwasser liegt auf 1.234 m Seehöhe am Abhang des Patscherkofels. Sechs Kilometer lang ist der Weg hinauf zur kleinen Kirche. Die längste Strecke führt durch den Wald. Erst wenn ich die Schipiste quere, öffnet sich die Aussicht auf das Inntal. Mein Blick weitet sich, und manches kann ich zurücklassen. Es braucht noch eine kleine Anstrengung, und ich erreiche mein Ziel. Die kleine Kirche ist offen, nicht immer sind andere Menschen in der Kirche, manchmal bin ich ganz allein da. Seit meiner Kindheit ist mir Heiligwasser vertraut, und ich brauche von Zeit zu Zeit mein Gespräch mit Maria.
Ich sehne mich sehr nach einer lebendigen Gemeinschaft, und ich freue mich schon heute darauf, wieder mit vielen anderen zu singen:
„Maria, breit den Mantel aus,
mach Schirm und Schild für uns daraus;
Lass uns darunter sicher stehn,
bis alle Stürm’ vorübergehn.
Patronin voller Güte,
uns allezeit behüte.“
Der Mai gilt als Marienmonat. Doch was heißt das im Jahr 2021?
Teil 2 von 3
von Barbara Haas, Herausgeberin „Welt der Frauen“
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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