Wort zum Sonntag
Was im elften Kapitel des Markusevangeliums (Verse 1–11) und in allen weiteren Evangelien vom mit Jubel begleiteten Zug Jesu nach Jerusalem erzählt wird, wird von den Christen vor Ort seit alters her festlich begangen. Dank des Reiseberichts der Pilgerin Egeria, die von 381 bis 384 im Heiligen Land war, ist bekannt, dass die Gläubigen sich am frühen Nachmittag des „Palmsonntag“ auf dem Ölberg zu einem ausgedehnten Wortgottesdienst versammelten, um dann gegen Abend mit Palm- und Ölzweigen in den Händen zur Grabeskirche zu ziehen. Die Palmprozession von Betfage bis in die Altstadt von Jerusalem ist heute die größte öffentliche Veranstaltung der katholischen Kirche im Heiligen Land. Tausende Teilnehmende sind – unterstützt von Pilger/innen aus aller Welt – ein kräftiges Lebenszeichen der christlichen Minderheit im Land. So ist die Palmprozession – wo immer sie gefeiert wird – kein Mysterienspiel, sondern die öffentliche Bekundung des Glaubens und Zeichen der Christusnachfolge. Das Evangelium stellt Jesus nicht als Diktator und Gewaltherrscher vor, sondern als Friedensfürst, als König, der völlig anders ist, als die „Herrscher dieser Erde“. Das wird vor allem daran deutlich, dass er kein Schlachtross, sondern einen Esel als Reittier benutzt. Dieser verweist auf das Alte Testament, auf das Buch des Propheten Sacharja, wo es heißt: „Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist gerecht und hilft; er ist demütig und reitet auf einem Esel, dem Jungen einer Eselin.“ Mit dem Vers 26 aus dem Psalm 118 wird noch ein weiteres Mal das Alte Testament aufgegriffen: „Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn.“ Mit diesem Ruf wurden einst die Festpilger im Tempeltor begrüßt. Doch dieser Ruf weist über die Historie hinaus, denn wenn Jesus Christus am Ende der Zeiten wiederkommen wird, dann, so Matthäus Kapitel 23 (Vers 39), wird er mit denselben Worten begrüßt werden. Das Schweizer Liturgische Institut erklärt daher zum Palmsonntag: „Katholische Christen stehen am Palmsonntag am Tor der Karwoche und schauen dem entgegen, der als Auferstandener einst wiederkommen wird.“
Bildtext:
Darstellung des Einzugs Jesu in Jerusalem in der Apsis der Kirche in Betfage. Das Fresko entstand 1950 und ist eine Arbeit des italienischen Malers Cesare Vagarini. Das kleine Heiligtum am Abhang des Ölbergs liegt an der Straße, die nach Jerusalem führt, und steht dort, wo der Tradition nach der Einzug Jesu nach Jerusalem begann. Die Kirche ist bis heute der Ausgangspunkt für die alljährliche Palmprozession.
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>