Wort zum Sonntag
Mit diesen Worten wird das Bild der Künstlerin Melanie Vierziger aus dem Institut Hartheim beschrieben. Dieses Bild setzt die Auferstehung Jesu ausdrucksstark in Szene. Die Symbole des Leidens, der Mantel und die Dornenkrone, sind verschwunden.
An den Karfreitag erinnert nur das Grab, vor dem Jesus steht. Jesus sehe anders aus, heißt es in der Bildbeschreibung.
Damit wird knapp zusammengefasst, wovon auch die Evangelien sprechen: Aus allen Berichten über die Begegnung mit dem Auferstandenen wird ersichtlich, dass Jesus nach seinem Durchgang durch das „Tal des Todesschattens“ ganz und gar verändert ist. Weder die Jünger auf dem Weg nach Emmaus noch Maria Magdalena, die direkt vor ihm steht, können ihn zunächst erkennen. Die Evangelien wollen offensichtlich betonen, dass das Geheimnis der Auferstehung der Toten eine vollständige Verwandlung ist, keine bloße Wiederbelebung einer Leiche und die Rückkehr zurück in diese Welt und das Leben.
Maria Magdalena erkennt ihn an der Stimme, die Jünger auf dem Weg nach Emmaus an der Geste des Brotbrechens, der Apostel Thomas an den Wunden.
Der Schriftsteller Patrick Roth hat den Moment, als sich Magdalena zu Jesus hinwendet und ihn erkennt, als „Magdalenensekunde“ charakterisiert – als Sekunde der Wiedererkennung, wo sich Mensch und Gott einander wieder bewusst werden.
Es ist nicht so, dass wir unter dem Jahr nicht mit der Auferstehung konfrontiert sind. Bei jedem Gottesdienst verleihen wir dem Glauben daran Ausdruck. Die heiligen Tage vor und zu Ostern verdichten jedoch diese Grunderfahrung des Glaubens, was wir Gott im Letzten zutrauen können. Freilich: Der Glaube an die Auferweckung Jesu lässt sich nicht einfach so herbeiführen. Zeitlebens ist es eine Herausforderung, ihn immer wieder für sich zu erschließen. Und doch sprechen Menschen davon, dass sie nach Schicksalsschlägen, nach Enttäuschungen, nach Krankheiten wieder so etwas wie Auferstehung ins Leben gefeiert hätten. Diese Erfahrungen sind Momente, wo Mensch und Gott einander begegnen, wo sich Gott als Leben schaffend zeigt. Mensch und Gott werden in diesen Lebenssituationen einander bewusst – es sind Magdalenensekunden.
Die Auferstehung Jesu ist der größte Hoffnungsspeicher für uns Christen. Und unser Glaube daran kann eine ungeheure Strahlkraft entwickeln. „Da ist etwas Helles um Jesus, das scheint um ihn herum.“ Vielleicht sind auch die Christinnen und Christen als Boten der Auferstehung daran erkennbar, dass etwas Helles um sie herum ist, wenn ihre Worte, ihre Gesten und ihr Handeln aufbauen und nicht niederreißen.
Es blüht zu Ostern. „Es blüht hinter ihm her“, so bringt Hilde Domin es in ein schönes Bild. Jesu Hinterlassenschaft und Erbschaft ist blühendes Leben, Friede und Freude. Mit seiner Auferstehung verbinden sich strahlende Zuversicht, Jubel, das Lachen und auch das Weinen der reinen und erlösten Freude, unbefangene Heiterkeit. Der Weg des Glaubens ist nicht Lebensverneinung, sondern ein Weg in jene Freude, die durch Leben und Botschaft Jesu in die Welt gekommen ist und die sich durch seine Auferstehung als unbesiegbar erwiesen hat.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern der KirchenZeitung ein gesegnetes Osterfest!
Bischof Manfred Scheuer
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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