Wort zum Sonntag
Am Anfang stand eine Bibel- und Wanderwoche im Wipptal bei Innsbruck. Martin Ebner war geistlicher Begleiter und nahm für jeden Tag eine der sieben Bergerzählungen des Matthäusevangeliums zum Ausgangspunkt für seine spirituellen Impulse.
Es ist erstaunlich, welche spannenden und überraschenden Einblicke sich in das erste Evangelium ergeben, wenn man es unter dem auf den ersten Blick nicht theologischen Begriff Berg betrachtet.
Matthäus führt seine Leser:innen auf den Berg der Versuchung und der Seligpreisungen, auf den Rückzugs- und Elendsberg sowie auf den Berg der Verklärung, den Ölberg und den Berg der Sendung.
In jeder dieser Bergerzählungen stößt man auf Signalworte, die allesamt Wege in das Alte Testament weisen, besonders zum Berg Sinai. Dort hat Gott, vermittelt durch Mose, seinem Volk die zehn Gebote übergeben. Durch diese Beziehung werden die Berge des Matthäusevangeliums theologsich bedeutsam. Sie verbinden die Botschaft Jesu mit dem Volk Israel. Gleichzeitig setzt Jesus auch ganz andere, neue Akzente.
Ein Beispiel dafür sind die wenig beachteten Verse in Mt 15, 29–31: Lahme, Blinde, Krumme und Stumme werden von kräftigen und gesunden Menschen auf den Berg geschleppt, den Ebner „Elendsberg“ nennt. Jesus, der sich dort befindet, heilt deren Gebrechen und alle loben Gott. Der Gipfel des Elends wird zum Berg der gemeinsamen Gotteserfahrung für die Schwächsten mit ihren Gebrechen und für die, die ein Herz für sie haben.
Martin Ebner hat in seinem rucksacktauglichen und sehr ansprechenden Wanderführer die sieben Bergerzählungen des Matthäusevangeliums tagweise aufbereitet: ein Psalm zum Tageseinstieg, Bibeltext mit Impuls beim Abmarsch und Impulsfragen für den Weg, Gipfelgebet/-lied, Tagesausklang und exegetische Vertiefung.
Martin Ebner, Und er stieg auf den Berg.
Wandern mit dem Matthäusevangelium.
Tyrolia Verlag Innsbruck 2023, 159 Seiten, € 18,–
Erhältlich im Bibelwerk
Wort zum Sonntag
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