Wort zum Sonntag
Die vier Evangelien weisen Ähnlichkeiten und Unterschiede in ihren Berichten über Geburt, Leben, Tod und Auferstehung Jesu auf. Das liegt an ihren unterschiedlichen Entstehungszeiten und Zielgruppen. Dabei sind die Evangelien nach Markus, Matthäus und Lukas einander sehr ähnlich (synoptische Evangelien).
Das Evangelium nach Matthäus (Mt) wurde etwa um das Jahr 80 für Christen geschrieben, die jüdischer Abstammung waren: deshalb die vielen Hinweise auf die Überlieferungen im Alten Testament. Charakteristisch sind die ausführlichen Zusammenstellungen von Reden Jesu. Das Evangelium nach Markus (Mk) ist das älteste Evangelium, auf das sich auch die anderen beziehen, besonders Matthäus und Lukas. Es wurde als prägnante, relativ kurze systematische Zusammenfassung des Lebens Jesu kurz nach dem Jahr 70 verfasst. Zielgruppe sind vor allem Bewohner im griechisch-römischen Kulturkreis. Das Evangelium nach Lukas (Lk) hat als Zielgruppe eine gebildete, griechisch geprägte Welt vor Augen. Die Geschichte Jesu wird mit der Weltgeschichte in Verbindung gebracht: Er ist der Retter und Erlöser von den Sünden der ganzen Welt. Zum Volk Gottes sind alle Menschen, Juden und Heiden, unterschiedslos berufen. Dieses Evangelium ist wohl in den Jahren zwischen 80 und 90 n. Chr. entstanden. Nur in diesem Evangelium sind die Kindheitsgeschichten Jesu zu finden.
Evangelium nach Johannes (Joh) ist um das Jahr 100 entstanden und hat einen ausgeprägten theologischen Schwerpunkt: die Selbstoffenbarung Jesu als der Christus, als der Sohn Gottes. Dem entsprechen jene Worte Jesu, die mit „Ich bin“ beginnen. Einzelne Ereignisse werden sehr ausführlich beschrieben, auch die sogenannten Abschiedsreden (Kapitel 13–17), die wie ein Testament Jesu sind.
Beschrieben wird das Leben der ersten Christen und die Entstehung von Christengemeinden im Römischen Reich. Zu einer Hauptperson wird Paulus, ein jüdischer Schriftgelehrter, der anfangs Christen verfolgt, nach einem einschneidenden Erlebnis aber zum Apostel wird.
Unter den 21 Briefen kann man Briefe des Paulus (Römer, Korinther, Galater, Thessalonicher, Philipper, Philemon), Briefe im Sinn des Paulus (paulinische Briefe: Epheser, Kolosser), Pastoralbriefe (Timotheus, Titus) sowie Katholische Briefe von anderen Autoren (Jakobus, Petrus, Johannes, Judas) unterscheiden; der Hebräerbrief nimmt eine Sonderstellung ein.
In einer Zeit von ersten Christen-Verfolgungen ist dies ein Buch des Trostes. Mit Visionen und apokalyptischen Bildern vom Ende der Weltgeschichte und der Beschreibung der Erfüllung aller Verheißungen durch Verfolgung, Gefahr, Tod und Gericht hindurch öffnet sich der Blick auf das Heil bei Gott.
Tipps zum persönlichen Bibellesen:
Suche eine geeignete Zeit. Wenn das regelmäßig geschieht, wird es leichter. „Alles hat seine Stunde, für jedes Geschehen gibt es eine bestimmte Zeit.“ (Kohelet 3,1)
Suche einen geeigneten Ort, der dir angenehm ist. „Der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden.“ (Exodus 3,5)
Sei bereit zu hören. „Du hast Worte des ewigen Lebens!“ (Johannes 6,68)
Was sagt diese Bibelstelle? Was bedeutet das für dich? Lies (mehrmals), denk nach, meditiere, suche einen Bezug zu deinem Leben. „Rede, Herr, ich will hören.“ (1 Samuel 3,9).
Woran wir glauben – Teil 6
Vertrauen ins Leben hat gute Gründe. Doch welche? Die Serie macht in zwölf Teilen Aspekte des christlichen Glaubens greifbar: den Ursprung des Lebens, Quellen des Vertrauens, Beziehungspflege mit Gott, die Welt verbessern.
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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