Wort zum Sonntag
Papst Benedikt XVI. hat in seiner ersten Enzyklika, die er nach seiner Wahl zum Papst am 25. Dezember 2005 veröffentlicht hat, einen Satz aus dem ersten Johannesbrief an den Anfang seines Schreiben gestellt: „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm.“ (1 Joh 4,16) In diesem Vers sieht der Papst eine prägnante Zusammenfassung des gesamten Glaubens: „In diesen Worten (...) ist die Mitte des christlichen Glaubens, das christliche Gottesbild und das daraus folgende Bild des Menschen und seines Weges in einzigartiger Klarheit ausgesprochen.“
Der erste Johannesbrief ist voll von Spitzen-Sätzen, die den Kern des Christentums ausmachen, wie zum Beispiel „Seht, welche Liebe der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es.“ (1 Joh 3,1) Oder: „Wer nicht liebt, bleibt im Tod.“ (1 Joh 3,14) Die Aufzählung von Worten aus dem Johannesbrief, die zu Herzen gehen, ließe sich noch lange fortsetzen. Es ist einfach, solche Sätze zu finden, schwieriger dagegen ist es, einen roten Faden durch den Text zu entdecken und jene Passagen richtig zu verstehen, die beim ersten Lesen mehr als verstörend wirken. Obwohl das Schreiben durch und durch von der Liebe geprägt ist, geht sein Verfasser gar nicht liebevoll mit seinen Gegnern um und nennt sie „Antichristen“.
Der evangelische Pfarrer Karl-Siegfried Melzer hat in der Reihe „bibel heute lesen“ einen kompakten, gut verständlichen Kommentar zu den fünf Kapiteln des ersten Johannesbriefs verfasst. Melzer versteht sich als Pfadfinder und Begleiter auf dem Weg zum „Leben“, das ebenfalls eines der großen Leitworte des Textes ist.
Karl-Siegfried Melzer: Den 1. Johannesbrief heute lesen. Theologischer Verlag, Zürich 2021, 139 Seiten, € 14,90.
Bildtext: Da der erste Johannesbrief den Glauben meditierend bedenkt, ist es für sein Verständnis hilfreich, Schlüsselwörter des Textes sichtbar zu machen. Reinhard Stiksel vom Linzer Bibelwerk hat mit Hilfe des Programms „Wortwolken.com“ die Häufigkeit von Haupt- und Zeitwörtern erhoben und nach der Anzahl ihrer Verwendung in der entsprechenden Größe dargestellt. So bekommt man auf einen Blick eine Vorstellung, worum es im ersten Johannesbrief geht.
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Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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