Die Sebaldikirche auf dem Heiligenstein ist das unübersehbare Wahrzeichen von Gaflenz. Vor 600 Jahren wurde auf dem 782 m hohen Berg eine erste Kapelle geweiht. Seither kommen Wallfahrer und auch Wanderer an diesen besonderen Platz.
Dass der heilige Sebald in Österreich kaum bekannt ist, darf nicht verwundern. Befindet sich doch in Gaflenz die einzige Kirche des Landes, die diesem sagenumwobenen Heiligen geweiht ist. Sebald war vermutlich ein Einsiedler, der im 10. oder 11. Jahrhundert in einem Wald bei Nürnberg lebte. Die Legende weiß natürlich wesentlich mehr. Sie erzählt, dass er ein dänischer Königssohn war, der nach der Hochzeitsnacht seine Frau verlassen und sich als Wandermissionar der Predigt des Glaubens verschrieben hat. Mehr als ein Jahrzehnt soll er in einer Höhle auf dem Heiligenstein gelebt haben, ehe er nach Nürnberg zog, wo er auch verstarb.
Import aus Nürnberg
Sebald ist der Stadtpatron Nürnbergs. Vermutlich haben Nürnberger Kaufleute, die mit den Hammerherren im Gaflenztal in Handelsbeziehungen standen, ihn in der Region bekannt gemacht. Am Heiligenstein fand er eine Stätte der Verehrung. Am 29. August 1413 wurde ihm dort eine Kapelle geweiht, die bald für die Scharen der Pilger/innen zu klein war und erweitert wurde.
Ein Natur- und Kulturjuwel
Am Heiligenstein erwartet die Wallfahrer und Wanderer heute ein beeindruckendes Ensemble aus Kultur und Natur: die gotische Kirche mit einer Reihe von Bildern aus dem 18. Jahrhundert, die Szenen aus dem Leben des heiligen Sebaldus zeigen; daneben das Mesnerhaus, das die Pfarre Gaflenz mit Ehrenamtlichen als Jausenstation betreibt, und eine Kapelle, in der die Wohnhöhle des Heiligen zu sehen ist. Eine Straße und fünf Wanderwege führen auf den Heiligenstein (von Gaflenz rund eine Stunde Gehzeit), von dem aus sich ein Ausblick in die Voralpen und bis ins Gesäuse bietet.
Pfarre mit Jausenstation
Den Betrieb der Jausenstation mit ausschließlich Ehrenamtlichen zu organisieren ist viel Arbeit, sagen die Verantwortlichen: Aber es schafft auch Gemeinschaft. „Der Heiligenstein ist uns Gaflenzern sehr viel wert“, betont Fritz Gröbl, der am Heiligenstein Führungen hält: „Gar nicht so selten hört man: ‚Ja, ich tu‘s für Heiligenstoan.‘
Das Sebaldifest mit Gottesdiensten zum 600-Jahr-Jubiläum der ersten Kapelle am Heiligenstein findet am Sonntag, 25. August 2013 statt. Um 8 Uhr ist Messe in der Sebaldikirche, um 8 Uhr startet auch die Prozession von der Pfarrkirche auf den Heiligenstein, wo um 10 Uhr Bischofsvikar Willi Vieböck die Festmesse feiert. Anschließend Frühschoppen.