Mag.a Margit Appel war am 18. November in der Pfarre Guter Hirte/Linz zu Gast und stellte das Modell des Bedingungslosen und Existenzsichernden Grundeinkommens vor.
Wenn jede/r das Lebensnotwendige geschenkt bekommt, wer würde sich da noch anstrengen und etwas arbeiten?
Unsere Gesellschaft ist geprägt von einem Erwerbsarbeitsethos, das da lautet: Alle Menschen müssen ihren Unterhalt durch Arbeit verdienen, genauer durch eine Arbeit, die auf dem Arbeitsmarkt handelbar ist. Erschwerend ist, dass es Einkommen nur dafür gibt (und nicht für irgendeine andere – vielleicht auch sinnvolle – Art von Arbeit), dieses Einkommen auch existenzsichernd hoch sein muss (sollte) und die Arbeitsplätze dafür nicht in ausreichendem Ausmaß vorhanden sind. Aber gibt es eine sittliche Pflicht zur Arbeit? Das legt ja etwa der 2. Thessalonicher-Brief aus dem Neuen Testament nahe. Tatsächlich findet eine ständige Verkürzung von „Arbeit“ auf „Erwerbsarbeit“ statt. Genauso gearbeitet wird auch, wenn es unbezahlt geschieht. Appel illustriert es mit dem Gedankenspiel von Pigou, einem Ökonomen des beginnenden 20. Jahrhunderts: Wie ändert sich das Bruttosozialprodukt, wenn ein Mann seine angestellte Haushälterin/Köchin heiratet? Es sinkt. Verrichtet wird zwar weiterhin die gleiche Arbeit, aber nun unbezahlt, in keinen Bilanzen aufscheinend. D.h., für das Bruttosozialprodukt ist es wichtiger, für wen/in welchem Arbeitsverhältnis ich etwas tue als was ich tue. Erbringen Menschen die notwendigen Beiträge für die Gesellschaft, wenn sie nicht dazu gezwungen sind? Wer würde da noch arbeiten gehen? Ist das Erwerbsarbeitsethos des homo oeconomicus schon so verinnerlicht, dass es den Zwang zur Arbeit braucht? Das Bedingungslose Grundeinkommen kann hier als Gabe, Freiraum oder Zumutung verstanden werden, sich entsprechend der Bedingungslosigkeit zu verhalten, schafft eine Gesellschaft mit einem Maximum an Eigenverantwortung. Den Menschen wird zugemutet, selber Sinn zu setzen.
Die größte Provokation ist wohl, dass das Bedingungslose Grundeinkommen kein leistungsgerechtes Instrument ist, sondern großzügig und gelassen den Menschen zutraut, das für sie beste Leben in Eigenverantwortung zu gestalten. Wenn ich das für mich kann, warum nicht du für dich?