Lenzing: Depression und Wut durch geplante Massenkündigungen
Die Entrüstung ist umfassend. Die Betriebsseelsorge Vöcklabruck etwa spricht von Skandal, wenn nach Jahren des Rekordgewinns in Lenzing 700 Mitarbeiter/innen gekündigt werden sollen. „Unverständlich“ nennt die Arbeiterkammer, „widersprüchlich“ die Katholische Aktion die Kündigungs-Absicht.
Betriebsratsobmann Rudolf Baldinger hält sich mit öffentlichen Erklärungen zurück, solange mit dem Vorstand verhandelt wird. Die Stimmung aber – so viel könne er sagen – schwanke in der Belegschaft zwischen Depression und Wut. Groß sei die Verunsicherung, wie es weitergehen soll.
Nach besten Jahren
Die Lenzing AG und Lenzing Technik haben bekannt gegeben, 390 Beschäftigte kündigen und sich von 300 Leiharbeitern trennen zu wollen. „Die Lenzing AG hat gerade die besten Jahre ihrer Firmengeschichte hinter sich. Auf den ersten Gegenwind mit dem Abbau fast eines Viertels der Belegschaft im Stammwerk Lenzing zu reagieren, ist völlig unverständlich“, sagt der Präsident der oberösterreichischen Arbeiterkammer, Dr. Johann Kalliauer.
Neoliberale Firmenpolitik
Der Präsident der Katholischen Aktion OÖ, Dr. Bert Brandstetter, fragt, wie die vorhandenen Aufträge abgewickelt werden können, wenn dann die Mitarbeiter/innen fehlen. Zu prüfen sei zudem, ob nicht Kurzarbeit das bessere Mittel sei. Sozial ausgewogen sei, wenn darüber nachgedacht würde, ob der erst vor wenigen Wochen geschaffene vierte Vorstandsposten der Lenzing AG wieder gestrichen werden kann. „Es darf im Wirtschaften nicht primär um die Steigerung der Dividenden und Bedienung der Aktionäre in einem neoliberalen Kalkül gehen. Der arbeitende Mensch muss im Mittelpunkt des Wirtschaftens stehen“, heißt es in einer Stellungnahme der Betriebsseelsorge Vöcklabruck.