Beeindruckend umgesetzte Ideen, mit der NS-Geschichte aufklärend und die Demokratie stärkend umzugehen, prägen den Stollen der Erinnerung in Steyr. Der Stollen gibt damit auch Auskunft über seinen Mentor, Mag. Karl Ramsmaier. Er erhielt am 10. Dezember den Menschenrechtspreis des Landes OÖ.
Ausgabe: 2013/50, Mauthausen Komitee Steyr, Mauthausen aktiv, Ramsmaier, Museum Arbeitswelt, Steyr
10.12.2013
- Ernst Gansinger
Vor 25 Jahren wurde das Mauthausen Komitee Steyr gegründet, es hieß damals „Mauthausen aktiv“. Religionslehrer Karl Ramsmaier (geboren 1961) gehört von Anfang an zu den engagierten Mitgliedern. Vor zehn Jahren begann das Mauthausen Komitee die Vorarbeiten zum vor Kurzem eröffneten „Stollen der Erinnerung“. Der Stollen, von Zwangsarbeitern in der NS-Zeit unter dem Schloss Lamberg gegraben, dokumentiert die Menschen verachtende NS-Ideologie und die Rolle von Steyr in der NS-Zeit als Stadt der Rüstungsindustrie.
Politik und Gebet
Schon lange vor der Gründung von Mauthausen aktiv engagierte sich Ramsmaier für Menschenrechte. Etwa als Mittelschüler in Ried im Innkreis im Rahmen von amnesty international. Oder als Theologiestudent in den frühen Achtzigerjahren, als er vom Zeugnis Pater Müllauers angespornt, gegen die Militärdiktatur in Bolivien demonstrierte. Bald darauf lud er mit anderen zum politischen Nachtgebet ein. Es galt, Zeichen gegen das Kriegsrecht in Polen zu setzen.
Erinnern und versöhnen
Die Befreiungstheologie hat Ramsmaier inspiriert. Glaube und öffentliches Engagement sind eng miteinander verbunden, sagt er. Schon als Gymnasiast sprach ihn Bonhoeffers Buch „Widerstand und Ergebung“ an. Engagement und Besinnung sind für ihn die zwei Säulen christlicher Lebensgestaltung. In diesem Verständnis wandte er sich mit anderen der Aufarbeitung der NS-Geschichte in seiner Heimat Steyr zu. „Erinnerungsarbeit ist auch ein Stück Versöhnungsarbeit“, sagt Ramsmaier. Dass Erinnern und Versöhnen in Steyr einen so dicht gestalteten Ort bekommen haben, ist das Verdienst nicht von ihm alleine, betont er. Zehn bis fünfzehn Mitglieder des Mauthausen Komitees Steyr haben viel beigetragen. „Ich bin halt irgendwie in die Rolle des Motors gewachsen.“
Mahnmal der Menschenwürde
Nun zeichnete Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer diesen Motor einer Kultur der Erinnerung aus. Eine Auszeichnung, die ihren Glanz auch auf das Mauthausen Komitee und dessen Großprojekt „Stollen der Erinnerung“ sowie auf dessen vielfältige Gedenkarbeit wirft. Eine Auszeichnung, die im Blick hat, dass dieser Einsatz den Opfern der NS-Diktatur in Steyr durch Gedenken ein Mahnmal der Würde setzt.
Stollen der Erinnerung
Im Gang durch den Stollen beginnen die Ausstellungs-Besucher/innen ihren Weg bei den Anfängen der Ausgrenzung und gehen weiter zu Zeugnissen des Rassenwahns. Gezeigt werden erschütternde Beispiele, etwa Briefe von Zwangsarbeiter/innen, Bilder und Skizzen. Es wird von der Not erzählt, die die 8000 bis 10.000 Zwangsarbeiter/innen und Tausenden Häftlinge des KZ-Außenlagers Steyr zu erleiden hatten. Auch vom Widerstand und guten Menschen ist zu erfahren. So ist nicht nur Erinnern und Versöhnen möglich, sondern es wird auch der Einsatz für Menschen und ihre Rechte gestärkt.
Stollen der Erinnerung. Für Einzelbesucher/innen ist der Stollen jeden zweiten Freitag im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Schulklassen und Gruppen wenden sich an das Museum Arbeitswelt, Abteilung für Vermittlung & Kommunikation, Tel. 07252/773 51-15, E-Mail: paed@museum-steyr.at; www.museum.steyr.at