Jeden Samstag feiern Ehrenamtliche aus Braunau in der Justizanstalt Suben mit Strafgefangenen eine Messe. Schon seit 40 Jahren ist das so. Zudem stellen die Aktivisten Haftentlassenen Wohnmöglichkeiten in Braunau zur Verfügung.
Viel Zeit verbringt Rudi Huber, Obmann des „Vereins zur Resozialisierung Haftentlassener“, im Keller des Kolpinghauses Braunau. Dort hat seit 1985 der Vereins-Flohmarkt sein Dauerquartier. Beim Besuch zu diesem Bericht ist Herr Huber damit beschäftigt, Krickel (Rehgeweih) silbern anzumalen – dafür gibt es starke Nachfrage. – Zum Flohmarkt helfen viele zusammen. „Wir sind eine tolle Gemeinschaft“, erzählt er; seine Frau Maria bekräftigt: „Auch eine 88-jährige Frau hilft noch mit.“ Sie freuen sich über das gute Klima im Team.
Ein Haus für sieben Ex-Häftlinge
Gemeinsam haben sie in Braunau viel möglich gemacht. Vor etwa 30 Jahren wurde ein Haus gekauft, in dem bis zu sieben Haftentlassene, teilweise mit Familie, wohnen können. Die Flohmarkt-Erlöse werden für die Finanzierung der Arbeit verwendet. Was ein Häftling in die Vereins-Chronik am 12. März 2011 eingetragen hat, spricht Bände: „Hoffnung hat viele Farben ... aber erst Menschen wie ihr bringen die Farben zum Leuchten.“
Menschen eine Hoffnung ins Gefängnis bringen
Nicht nur die Farben der Hoffnung leuchten. – In den Augen von Rudi Huber glänzt die Freude, sich diesen Menschen am Rand der Gesellschaft zuzuwenden. – Es ist die Freude, Menschen eine Hoffnung ins Gefängnis zu bringen. Und die Freude, Haftentlassene in ein bewältigbares Leben zu begleiten. Nicht immer läuft alles ohne Komplikationen, aber das Cursillo-Team sieht den Einsatz reich belohnt.
Betroffenheit nach Tod eines Haftentlassenes
Mustafa hat im Haus des Vereins eine Wohnung gefunden. Einen Startplatz in ein geordnetes Leben. Voll Freude ist er in seine afrikanische Heimat gereist, um von der guten Wende in seinem Leben zu berichten. Er starb dort bei einem Autounfall. Rudi Huber und der für das Haus zuständige Kurt Skubal sind von diesem Schicksal sehr betroffen. Es ist selbstverständlich, dass Mustafas Familie weiter im Haus wohnen kann.
Praktizierende Christen
Zusammenhalt, Unterstützung, Verständnis – das sind für die Gruppe keine Lippenbekenntnisse, sondern Tatbekenntnisse. In einer Fernsehsendung hat Rudi Huber einmal eine Frau sagen gehört: „Ich bin praktizierende Christin, es gibt auch bekennende.“ Dieser Satz könnte Motto für den Verein sein, der Kraft aus dem täglichen Gebet tankt. „Jeden Tag in der Früh legen wir unsere Arbeit dem Herrgott in die Hände“, sagt Maria Huber. Die Unterstützung von Häftlingen und Strafentlassenen stärkt auch den Zusammenhalt in der Gruppe. Selbstverständlich kümmert man sich um jene, die krank sind. Dankbar ist das Team für die vielen Unterstützungen, die es durch die Braunauer Pfarren und die den Flohmarkt besuchenden Kunden erfährt.