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„Der Sozialbereich ist immer unterdotiert“

Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Ackerl hat 20 Jahre die Sozialpolitik des Landes gestaltet. Am 23. Jänner nimmt er Abschied aus der Landespolitik. Wir baten ihn um einen Rück- und Ausblick.
Ausgabe: 2014/03, Ackerl, Landeshauptmann-Stellvertreter, Sozialbereich
13.01.2014
- Interview: Ernst Gansinger
Denken Sie an den Oktober 1993, an Ihren Beginn als Sozial-Landesrat, was waren damals die ersten Überlegungen?
Aus dem Vorwissen heraus habe ich gesehen,  dass es in etlichen Aufgabenfeldern des Sozialen einer erheblichen Weiterentwicklung bedarf, besonders in der Pflege, aber auch in der Behindertenarbeit und in der Jugendwohlfahrt. Mein erstes Ziel war, einen Befund zu erstellen, einen Überblick zu gewinnen, wie die Gesamtsituation in Oberösterreich ist, und anhand dessen entsprechende Veränderungsschritte zu setzen.

Und jetzt am 23. Jänner wird der letzte Arbeitstag für Sie als Landeshauptmann-Stellvertreter und Landesrat sein. Was geht Ihnen jetzt zu diesen drei Schwerpunkte – Pflege, Behindertenbereich, Jugendwohlfahrt – durch den Kopf? Hat sich vieles so entwickelt, wie Sie sich das vorgestellt haben?

Aus meiner Sicht sind sehr viele Reform- und Veränderungsschritte sowie Erweiterungen gelungen. Ich glaube, sagen zu können, ich hinterlasse mit meiner Amtsführung Spuren im Lande. Es gibt sehr viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die durch ihren Arbeitseinsatz dazu beigetragen haben, dass das alles gelungen ist. Aber wie immer, wenn man etwas beginnt und viele Jahre hindurch macht, stellt sich heraus, dass die Aufgaben immer differenzierter und mehr werden, besonders im Behindertenbereich. Und die Finanzmittel dafür sind nicht gewachsen. Ich gehe daher auch aus der Regierungsarbeit mit einer großen Sorge darüber, wie es mit den Menschen, die die Hilfe des Staates brauchen, die niemand anderen haben, der ihnen helfen wird, weitergehen kann. Da haben vor allem die Länder eine Verpflichtung, beim Finanzausgleich dafür zu sorgen, dass für diese Aufgabenstellung wesentliche zusätzliche Finanzmittel kommen.

Diese Kritik oder Klage, dass die Finanzmittel zu wenig sind, gibt es von Ihnen massiv seit 2010/2011!
Ja, da hat es so richtig angefangen.

Jetzt ist das Sozialbudget für 2014 aber doch um 6 Prozent erhöht worden!
Ja, aber es reicht nicht aus. Man muss ganz klar sagen: Das Sozialbudget hat eine Dynamik, die man nur dann verstehen kann, wenn man sowohl von der Sache eine Ahnung hat als auch das nötige Einfühlungsvermögen in das Leben der Menschen. Ich möchte das so formulieren: Der Sozialbereich ist hinsichtlich seiner Aufgaben und Aufgabenentwicklung immer unterdotiert gewesen. Nur die letzten vier Jahre haben in Wirklichkeit einen Rückschritt gebracht, der schon sehr stark mit einer sehr schwierigen Haushaltslage im Land OÖ sowohl beim Land selber als auch bei den Gemeinden zu tun hat. Es gebietet die Anständigkeit gegenüber den Betroffenen, aber auch gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Sektors, dass man zusätzliche  Finanzmittel aufstellt, die meiner Einschätzung nach in Österreich da sind. Alleine die Einführung einer vermögensbezogenen Steuer, von uns Millionärssteuer genannt, würde im Ausmaß von rund 2,5 bis 3 Milliarden Euro im Jahr dazu beitragen, dass man zweckgebunden einen Behindertenfonds speisen könnte, aus dem heraus die nötigen Mittel für diese Aufgaben zur Verfügung stünden.

Die Millionärssteuer fordern Sie schon seit etlicher Zeit. Aber nicht mit Bezug auf die Ausstattung der Leistungen für Menschen mit Beeinträchtigungen, sondern mit Bezug auf die Ausstattung des Pflegefonds.
Ja, wobei wir meiner Meinung nach zwei Fonds brauchen. Zum einen den Pflegefonds für die Pflege von vorwiegend älteren Menschen, den normalen Pflegebereich, und zum anderen einen Fonds, aus dem die Aufwendungen für Menschen mit Beeinträchtigungen, ob ab der Geburt oder erworben, finanziert werden können. Daran geht kein Weg vorbei. Ich habe den Landeshauptmann nie verstanden, dass er gesagt hat, neue Steuern sind eine Todsünde. Denn meiner Meinung ist es eine schwere Sünde, Menschen in ihrer Not in Stich zu lassen; und das findet zurzeit einfach extrem statt.

Im KirchenZeitungs-Interview zum Start der Arbeit der Landesregierung nach den Wahlen 2003 haben Sie auf die Frage, was Sie sich von der Kirche und den Christen wünschen, gemeint: Wachsamkeit gegenüber dem Neoliberalismus. Ist dieser Wunsch erfüllt worden?
Ich habe sehr gemischte Gefühle. Ich glaube, dass in Wirklichkeit nicht so gelebt wird, wie es notwendig wäre. Das ist natürlich ein gesamtgesellschaftlich bedingtes Problem, weil die allgemeine Entwicklung der Gier in einer sehr ichkonzentrierten Gesellschaft die Solidaritätsbereitschaft dramatisch reduziert hat. Das ist, was mir auffällt. Das Schicksal von Menschen mit Beeinträchtigungen interessiert zum Beispiel über den eigenen Familien- und Freundeskreis hinaus nicht wirklich jemanden. Man braucht ja nur einmal nachfragen, wie viele Spender es für„Licht ins Dunkel“ gibt. Das ist mit Sicherheit jene Charity-Sendung, die am meisten beworben wird und die die intensivsten Möglichkeiten hat. Im Vergleich aber dazu, wie viele Menschen in Österreich in der Lage wären, Geld zur Verfügung zu stellen, ist das eine sehr geringe Zahl. Jetzt gibt es natürlich Leute, die woanders spenden und sich nicht bei „Licht ins Dunkel“ beteiligen. Dann sage ich: Okay, haben wir die doppelte Zahl.

Wie viele Spender sind es?
Ich glaube 40.000. Daher glaube ich, dass das Entscheidende ein starker Staat ist, der sozialpolitische Fragen für jene Minderheiten, die ohne Hilfe des Staates überhaupt nicht existieren können, als Mittelpunktfragen begreift.

Wo fühlen Sie von der Kirche und den Christen gestützt? Wie erleben Sie die Kirche?
Ich bin erstens froh, dass wir einen anderen Papst haben, der sich zumindest traut, wieder Dinge zu sagen, die notwendig sind, gesagt zu werden. Und der den Eindruck vermittelt, dass er die Welt, aus der er kommt, hinsichtlich seiner Einschätzung auch nach Europa transformiert und damit denen hilft, die sich – auch in Europa – nicht auf der Butterseite des Lebens befinden. Das Zweite ist: Man hat sich auf die Kirchen, natürlich auch auf die katholische Kirche, auf die Pfarren verlassen können, wenn es um Flüchtlingsfragen gegangen ist. Da waren sie verlässliche Partner vor Ort, um bei neubegründeten Unterkünften zur Seite zu stehen und uns auch in Konflikten zu unterstützen.  Da bin ich sehr angetan. Ich bin auch eigentlich, was die Zusammenarbeit mit Institutionen der Kirche betrifft, im Großen und Ganzen nie enttäuscht worden. Ob es sich um die Orden oder die Caritas handelt oder andere, die kirchennah sind. Der überwiegende Teil hat die Sozialpolitik immer unterstützt, teilweise sogar mitkonzipiert und mitgetragen. Das ist bis heute so. Ich glaube, dass die Sozialpolitik ohne die Unterstützung der Kirchen schwieriger erklärbar ist.
Manchmal war es ein bisserl interessant, dass gerade wenn es um gewerkschaftliche Fragen gegangen ist, auch in Oberösterreich die Kirche zu zögerlich war, in Auseinandersetzungen um eine bessere Entlohnung der Leute gegenüber dem Land einzutreten. Oder die Dinge stärker zu unterstützen, ihre Einflüsse stärker zu postulieren.
Das andere ist, dass ich mir manchmal gewünscht hätte, dass die Kirche Partei ergreift für eine bessere Ausgestaltung sozialer Budgets in unserer Republik. Und sich zum Beispiel der Industrie auch tagespolitisch entgegenstellt oder diesen Neoliberalen. Ich habe ja vor zehn Jahren, als ich zur Wachsamkeit gegen den Neoliberlismus mahnte, die neoliberalen Auswüchse der Finanzpolitik noch nicht so kennen können. Aber was ich gewusst habe, ist, dass es nicht darum geht, den Menschen besonders viel zu helfen, sondern darum, dass eher die Geldbesitzer ihre Vermögen vermehren können. An dem hat sich bis heute nichts geändert. Und da würde ich mir schon mehr Deutlichkeit wünschen.

Sie kritisieren den politischen Opportunismus gegen den rechten Rand. Sie haben sich oft zu Wort gemeldet und Position gegen rechtsradikale Tendenzen bezogen. Ist in Oberösterreich etwas erreicht worden, was das Bewusstsein in den Parteien betrifft? Oder wird es weiterhin ein Durchlavieren geben?
Ich möchte es so sagen: Bei den Grünen und der SPÖ gibt es, was diese Fragen betrifft, aus meiner Sicht keine Laviererei. Da gibt es schon Klarheiten. Bei der ÖVP erlebe ich zu oft, dass sie an dem Thema nicht anstreifen will. Und bei den Freiheitlichen fehlt mir nach wie vor das energische Durchgreifen gegen jene Kräfte, die sehr viel Affinität zu diesen Dingen haben. Da, glaube ich, muss von ihnen mehr geschehen. Insgesamt glaube ich, dass die Situation schon besser geworden ist.
Aber ich sehe eine Gefahr, vor allem durch aufkeimenden Nationalismus, auch in Zusammenhang mit der kommenden Europawahl. Eine Gefahr wegen der Bandbreite von Unfähigkeit bis Unwilligkeit der herrschenden politischen und wirtschaftlichen Kräfte innerhalb der Europäischen Union, die sozialen Fragen im Interesse breiterer Schichten positiv zu beantworten. Dazu möchte ich nur zwei Beispiele hervorheben. – Das eine ist: Wir brauchen einen europäischen Mindestlohn, der auf jeden Fall ergänzt werden muss um nationale Mindestlöhne. Wenn ich mir das Theater in der Bundesrepublik Deutschland anschaue, dann finde ich es beschämend, weil ja vielfach Gewinne am Rücken auch von Schlechtlohn-Beziehern im eigenen Land gemacht werden. Wenn ich mir vorstelle, was sich in der Fleischindustrie in Deutschland abspielt, verlangt das nach einem europäischen Mindestlohn. Ich bin mir sicher, dass auch in Österreich die Dinge nicht so einfach sind und dass deswegen in Österreich ebenfalls zu Recht darauf hingewiesen wird, dass eine Schmutz-Konkurrenz ein Problem ist. Die Armutsbekämpfung in Europa braucht europäische Mindestlöhne, die wesentlich höher sind als das, was man jetzt liest, und dass man, wenn es notwendig ist, auch Verträge ändert, auch Verträge im Rahmen der WTO. Die  Globalisierung wird in einem Desaster enden, wenn wir uns ständig in Konkurrenzsituationen mit Niedrigstlohn-Ländern mit katastrophalen sozialen und arbeitsrechtlichen Bedingungen befinden. Das Zweite ist für mich nach wie vor die Frage des Rassismus, gerade in Hinblick auf die Sinti und Roma in einigen europäischen Ländern, was sich jetzt auch sehr stark auf Österreich, Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien auswirkt. Man ist nicht in der Lage, seitens der EU gemeinsam mit den Nationalstaaten eine konzertierte Aktion durchzuführen, diese Volksgruppen aus ihrer sehr schwierigen Lebenssituation – beginnend bei den Kindern – mit gezielten langfristigen Maßnahmen herauszuholen. Da geht nichts von heute auf morgen. Da muss sich die Europäische Union massiv engagieren.

Kommen wir zurück zur Sozialpolitik in Oberösterreich: Was da am meisten mit der Person Ackerl verbunden wird, ist der „Paradigmenwechsel“ – weg von der stationären hin zur mobilen Betreuung und Hilfe im Behindertenbereich – und die Umwälzungen in der Altenbetreuung und Pflege. 2012 haben Sie festgestellt,  dass es etwa in der mobilen Betreuung noch einen großen Mangel gibt. Ähnliches gilt für die  „Assistenzleistungen“ für Menschen mit Beeinträchtigungen. Wie sehen Sie den bisherigen Wandel – wie viel ist noch offen?
Mittlerweile, glaube ich, ist durchgängig klar, dass Menschen mit Beeinträchtigungen in einem höheren Ausmaß, als ihnen das Außenstehende zutrauen, in der Lage sind, ihre Dinge selbst zu gestalten. Und dass es halt wichtig ist, sie nicht zu bevormunden, sondern zu begleiten und ihnen zu assistieren. Dass es eine geringere Zahl an Menschen gibt, denen wirklich nur mit einer Vollbereitstellung von Leistungen geholfen werden kann. Dieser Paradigmenwechsel ist aus meiner Sicht auch deswegen notwendig, weil die Integration in Kindergärten und Schulen schon dazu führt, dass wir auch bildungsmäßig wesentlich besser aufgestellte jüngere Leute bekommen, die dann entsprechende Ansprüche formulieren können und sich auch erwarten, dass ihnen in der Bewältigung des Alltags Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Ich bin mit dem, was wir zustande gebracht haben, natürlich zufrieden, weil wir im Verhältnis kleine Wohneinheiten – abgestimmt auf die Bedürfnisse und Notwendigkeiten – für die Menschen geschaffen haben. Es wird, auf die jeweilige Person abgestimmt, ihr Bereuungsbedarf vereinbart. Das heißt, es wird versucht, sehr zielgerichtet zu arbeiten. Dass wir Einzel-Wohnen und Paar-Wohnen mit mobiler Begleitung ermöglichen und dass wir Assistenzleistungen für Menschen zu Verfügung stellen, die sich auch zum Teil selbst organisieren, ohne Hilfeleistung Dritter, die selbstständig leben wollen, darauf bin ich total stolz. Ich bin auch stolz, dass wir die Mitspracherechte über ihre Interessensvertretungen beträchtlich erweitert haben. Ein Problem ist natürlich, dass wir einen ungedeckten Bedarf von über 3000 Wohnplätzen haben. Bei den Arbeitsplätzen bemühen wir uns, durch mehr Arbeitsplätze am ersten Arbeitsmarkt, durch begleitete Arbeitsplätze Abhilfe zu schaffen. Man wird jedoch auch nicht daran vorbeikommen, zusätzliche Tagesstrukturen zu schaffen. Aber da ist der Bedarf im Vergleich zu den Wohnplätzen ungefähr nur bei einem Drittel. Das sind die zwei Hauptproblembereiche. Ich habe ausgerechnet, wir würden zwischen 150 und 200 Millionen Euro zusätzlich benötigen.

Als Einmal-Investition oder jährlich für den laufenden Betrieb?
Für den laufenden Betrieb. Dann können wir alle Aufgaben erledigen. Darum sage ich,  das ist nur über einen mit dem Bund vereinbarten Behindertenfonds abzuwickeln.  Das geht aus dem Landesbudget nicht, das wäre eine Illusion. Ich halte es für fahrlässig, Finanzausgleichs-Verhandlungen zu führen, ohne dass man diese sehr konkreten gesellschaftspolitisch wichtigen Leistungen auch entsprechend sachlich zweckgebunden dotiert.

Die 24-Stunden-Pflege ist kein Thema mehr?
Ich habe ein total gespaltenes Verhältnis zur 24-Stunden-Pflege. Denn du hast ausgezeichnete Leute, die da kommen, du hast aber auch Leute, mit denen du ein Problem hast. Ich glaube auch, dass die finanzielle Abgeltung nicht dem entspricht, was man von den Leuten verlangt. Die andere Seite ist, wir können für Menschen, die zu Hause bleiben wollen, nicht das Angebot machen, das in Wirklichkeit notwendig wäre. Wir können fallbezogen Betreuung zur Verfügung stellen, aber nicht, wie das in der 24-Stunden-Pflege geschieht. Wir können daher mit Sicherheit nicht den angemeldeten Bedarf abdecken. Nur hat die 24-Stunden-Betreuung dazu geführt, dass wir weniger Heimplätze brauchen. Die mobilen Dienste haben wir trotzdem ausgeweitet, aber die Heimplatze weiten wir nur sehr zurückhaltend aus. Ich glaube, dass es für die betroffenen Menschen wichtig ist, dass es das 24-Stunden-Pflege-Angebot gibt und dass die, die die Arbeit machen, froh sind, dass sie das Geld verdienen und es in ihre Heimat mitnehmen, wo es ein Vielfaches vom Wert bei uns bedeutet.

Zur Pflege-Finanzierung schlagen Sie die Millionärssteuer vor. Früher haben Sie in diesem Zusammenhang nur von steuerbezogener Finanzierung gesprochen.
Ich möchte es so sagen: Die Millionärssteuer ist ein Notwehrbegriff gegen die Unverschämtheit der ÖVP, das Mutterl mit einem geringen Sparguthaben mit der Vermögenssteuer zu ängstigen. Denn das war nie gemeint. Das Finanzministerium hat im Zuge der Regierungsverhandlungen ausgerechnet, dass alleine eine Vermögenssteuer mit einem Freibetrag von einer Million Euro mindestens 2,5 Milliarden im Jahr bringen würde.

Es sind viele Menschen davon betroffen, wie die Pflege-Finanzierung geregelt ist. Was bedeutet die Pflege-Finanzierung für jemanden, der gewisse Vermögenswerte hat? Oberösterreich greift zur Abdeckung der Pflegekosten auf das Vermögen zu, fünf Jahre auch auf geschenktes Vermögen, zum Beispiel an die Kinder. Oder?
Die Sozialhilfeverbände greifen dann auf das Vermögen zu, wenn es tatsächlich vorhanden ist. Das heißt, bis zu einem Freibetrag.

Liegt der bei 7.000 Euro?
Knapp darüber. Man greift natürlich auf das Geldvermögen und auf Besitz, etwa ein Haus. Dieses wird niemandem weggenommen, es wird aber dann geltend gemacht, wenn der Mensch stirbt. Ich halte das für total ungerecht und unfair, weil ja viele rechtzeitig übergeben und damit nicht in die Gefahr kommen. Wenn heute zum Beispiel jemand mit 60 Jahren einen Schlaganfall hat und ein Pflegefall wird, hat er, was den Zugriff auf die Vermögenswerte betrifft, Pech. Wenn jemand mit 60 Jahren übergibt und erleidet das gleiche Schicksal mit 67 Jahren, hat er kein Problem. Daher halte ich eine Vermögenssteuer für wesentlich gerechter, weil sie eine geringfügige Besteuerung von Substanzwerten darstellt und mit dem Freibetrag auch gewährleistet ist, dass keine fahrlässige Gefährdung von Betrieben jedweder Art stattfindet. Eine private Pflegeversicherung kann man machen, aber die kann niemals das gesamte Risiko abdecken. Da würde sie so teuer, dass sich das die Masse der Leute nicht leisten kann. Sie kann sich ja heute schon keine zusätzliche private Pensionsversicherung leisten.

Sie haben sich auch zum Westring geäußert. Unter anderem bei einer Diskussion mit Schüler/innen im Petrinum. Sie haben sich dort stark hinter das Projekt Westring gestellt. – Wird für Sie, was Linz betrifft, die Verkehrssituation mit den Projekten Westring und Ostumfahrung zufriedenstellend gelöst oder haben die Leute auch ein Stück Recht, die viel mehr Investitionen in den öffentlichen Verkehr sehen möchten?
Es gibt nicht nur eine Wahrheit. Ich bin seit Anfang der Achtziger-Jahre immer der Auffassung gewesen, dass eine zusätzliche Donaubrücke nur mit einem Tunnel gebaut werden kann. Diese Auffassung vertrete ich nach wie vor, weil ich der Meinung bin, dass der Durchzugsverkehr durch Linz abgeleitet gehört. Da habe ich Graz als Vorbild. Wir kommen nicht daran vorbei, dass der individuelle Verkehr die Mobilitätschancen der breiten Schichten erhöht. Wenn ich heute mit Lärm oder Abgasen nicht einverstanden bin, dann muss ich am Objekt etwas ändern, aber nicht das Subjekt beeinträchtigen. Denn dann haben wir sofort wieder die Situation, dass sich die, die sich etwas Besseres leisten können, das dann anders richten.
Das andere ist, dass ich glaube, dass ohne ein exzellentes öffentliches Verkehrsangebot im Großraum Linz der Tagesverkehr nicht wirklich gut abgewickelt werden kann. Da bestehen aus meiner Sicht erhebliche Investitions-Erfordernisse. Das Land Oberösterreich, vor allem auch die ÖVP, hat da auf Bundesebene einen starken Beitrag zu leisten, vor allem auch dadurch, dass sie sich engagiert, wie es Kollege Entholzer und ich tun, dass es in Zukunft Bundesmittel gibt nicht nur für den U-Bahn-Bau, sondern in allen Großräumen, in den Landeshauptstädten für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, für Straßenbahnen und andere elektrische umweltfreundliche Verkehrsmittel. Das ist ein unbedingtes Muss. Die zweite Achse durch Linz muss kommen, das ist keine Frage. Bis zum Jahr 2020 muss der Bau fix fertig sein.
Wenn mich jemand fragt, was für mich Priorität hat, dann sage ich erstens die zweite Achse durch Linz und zweitens der Westring. Ich bin primär dafür, dass der öffentliche Verkehr mehr gefördert wird. Ich halte den Westring für notwendig, aber ich halte die Straßenbahn bis Rottenegg und weiter hinauf noch für wesentlich wichtiger als die vierte Donaubrücke. Die Umsteige-Erfordernisse, eine Fortführung der Straßenbahn in den Industrieraum halte ich auch für wesentlich wichtiger als den Ausbau der Ostumfahrung oder Westumfahrung. Nur ich stelle es nicht in Abrede, dass das auch notwendig und nützlich ist. Dass im Land dafür ein Geld da ist, sehe ich auch als gegeben an, weil man hat zurzeit in den ländlichen Gebieten ungeheure Ausbau-Maßnahmen getroffen und muss jetzt auch im Zentralraum einmal vom Land Geld investieren.

Was werden Sie Ihrer Nachfolgerin Gertraud Jahn als politischen Rat mitgeben?
Ich glaube, dass das Wichtigste ist, dass sie jetzt total viel hinausfährt und kontaktet. Dass sie alle möglichen Einrichtungen besucht und mit den Leuten redet. Ich halte es für die Politik am wichtigsten, dass man viele Kontakte pflegt. Da renne ich bei Jahn durch offene Türen. Ich habe sie deswegen als Soziallandesrätin vorgeschlagen, weil ich sie für eine empathische Persönlichkeit halte und glaube, im Sozialbereich geht ohne Empathie nichts.

Was wird Josef Ackerl nach dem 23. Jänner tun?
Ich werde mich einerseits als Privatperson entwickeln, sicher versuchen, mehr zu lesen und unterwegs zu sein, Freundschaften zu pflegen, wandern zu gehen. In der Partei und der Gesellschaft werde ich mich in verschiedenen Formen zur Verfügung zu stellen.  Beteiligung ja, aber keine Führungsfunktionen.

Wer oder was wird Ihnen nicht abgehen?
Es wird mir vieles fehlen. Es wird ab dem 24. Jänner klar sein, dass ich in eine neue Dimension meines Lebens eingetreten bin. Alleine die Gestaltungsmöglichkeit nicht mehr zu haben, die ich jetzt habe, wird mir fehlen. Auf der anderen Seite ist es gut, man geht und die Leute freuen sich, dass man da war, und sind traurig, dass man geht. Und nicht, dass sie es nicht erwarten können, dass man endlich geht.

Die KirchenZeitung ist ja mit Ihnen in besonderer Weise verbunden – der Solidaritätspreis war und ist ein Projekt, bei dem Sie eine wichtige Rolle gespielt haben. Seit 1996 haben Sie für dessen Dotation 135.000 Euro zur Verfügung gestellt. Auch das Projekt Kirche–Glaube–Behinderung haben Sie immer tatkräftig unterstützt.
Ich habe das Anliegen 1996 für wichtig erkannt. Es gibt ja viele unterschiedliche Preise.  Ich habe welche kommen und gehen gesehen. Der Solidaritätspreis hält sich noch immer. Ich halte es nach wie vor für sehr wichtig, dass man Menschen in der Art und Weise, wie es da abläuft, vor den Vorhang holt. Auch wenn man manchmal schon das Gefühl hat, wenn man so oft wie ich dabei war, jetzt hat es sich so eingespielt, dass es über die Bereiche hinaus, die da bisher ausgezeichnet wurden, nicht wirklich ein auffälliges, preiswürdiges Engagement gibt.  Es ist sehr wichtig, dass man einmal im Jahr – und mit dieser geschickten Termingestaltung – die Dinge hervorhebt. Deswegen habe ich es immer mitgetragen. Ich habe ich es auch immer für sehr befriedigend empfunden, wie man die Preisträgerinnen und Preisträger so in den Mittelpunkt stellen hat können und wie es dann gemeinsam mit dem Landeshauptmann abgelaufen ist, sodass  da eine konsensuale Vermittlung stattgefunden hat.

Zur Person


Der 1946 geborene Josef Ackerl war in den Achtziger-Jahren Gemeinderatsmitglied in Linz und von Ende 1985 bis Ende 1993 Umweltstadtrat der Landeshauptstadt. Dann wurde er Soziallandesrat. Seit 1997 ist er auch Gemeindereferent, seit Oktober 2009 zudem Landeshauptmann-Stellvertreter.
Als Soziallandesrat gehören die Unterstützung für die alten, die pflegebedürftigen und die beeinträchtigten Menschen zu seinen Aufgaben. Dazu ein paar Zahlen: Mehr als 70.000 Menschen beziehen in Oberösterreich Pflegegeld. In über 120 Alten- und Pflegeheimen gibt es etwa 12.000 Wohnplätze. Mehr als 30.000 Personen nehmen mobile Dienste in Anspruch.
Die KirchenZeitung dankt ihm die großzügige Unterstützung des Solidaritätspreises (seit 1996 trug Ackerl 135.000 Euro zur Dotation bei) und des Projektes Kirche–Glaube–Behinderung.

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