Die Bundesregierung führt 2016 die Ausbildungspflicht für Jugendliche bis 18 Jahre ein. Die Landesgeschäftsführerin des Arbeitsmarktservice OÖ, Birgit Gerstorfer, begrüßt diese Entscheidung. Denn die Arbeitslosigkeit von Menschen ohne Qualifikationen ist drei- bis viermal so hoch wie von Menschen mit Bildungsabschlüssen. Aber Ausbildung schafft doch keine Beschäftigung oder Arbeitsplätze, verschiebt sich dann nur die Wahrscheinlichkeit arbeitslos zu sein, Richtung qualifizierte Arbeitnehmer/innen?
Ausbildungspflicht
Birgit Gerstorfer fürchtet diese Auswirkung nicht. Denn der Anteil der Menschen ohne Qualifikation an den Beschäftigten ist in den letzten Jahren von 26 auf 17 Prozent gesunken, in der Arbeitslosigkeit bleibe ihr Anteil seit Jahren stabil hoch. Er liegt bei 48 Prozent. „Daraus kann ich nur den Auftrag ableiten, diese Menschen an eine Ausbildung heranzuführen.“ Ausgebildete sind besser vor Arbeitslosigkeit gefeit als nicht ausgebildete Menschen. Die Arbeitsplatzgarantie habe die Ausbildungspflicht schon vorbereitet. In OÖ, darauf weist Gerstorfer hin, sind 1200 Jugendliche in überbetriebliche oder integrative Berufsausbildungen eingestiegen. Warum gab es im Dezember 2013 dennoch fast 1850 Lehrstellensuchende? – Ein Grund sei, dass darunter 1126 Jugendliche sind, die noch im 9. Schuljahr, aber schon auf der Suche sind. „Die übrigen 717 könnten sofort mit einer Ausbildung beginnen, aber die Berufsausbildungen haben großteils schon im November begonnen, und viele meldeten sich erst danach beim AMS. Sie müssen auf frei werdende Plätze warten, wenn eine Vermittlung auf einen Lehrplatz außerhalb der Saison nicht gelingt.“
Altersarbeitslosigkeit
Frauen sind gefährdeter als Männer, arbeitslos zu werden. Ausländer sind anteilsmäßig stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Inländer. Bei älteren Menschen nahm die Arbeitslosigkeit mehr zu als bei jüngeren. Allerdings liegt die Arbeitslosigkeit der Unter-25-Jährigen mit 8 Prozent über dem Durchschnitt (7 Prozent). Man ist bemüht, ältere Arbeitnehmer/innen vor Arbeitslosigkeit zu schützen. Andererseits: Bedeutet es nicht, dass Jüngere schwieriger eine Arbeit finden, wenn die Älteren länger im Berufsleben bleiben? – „Nein“, sagt Gerstorfer, „denn es verlassen mehr Ältere den Arbeitsmarkt als Junge einsteigen.“ Bleiben die Älteren länger, habe das keinen 1:1-Verdrängungswettbewerb zur Folge. Denn die Jungen steigen in immer höherem Alter ins Berufsleben ein, etwa weil sie noch ein Jahr Schule anhängen oder weil mehr von ihnen höhere Schulen und Hochschulen besuchen.
Der oö. Arbeitsmarkt
Beschäftigte. In OÖ waren im Jahr 2013 durchschnittlich fast 620.000 Menschen in Beschäftigung.
Arbeitslose. Das AMS weist für 2013 eine Arbeitslosenquote von 5,1 Prozent aus: Durchschnittlich suchten fast 33.300 Menschen Arbeit; im Dezember 2013 waren es 46.000 Menschen.
Offene Stellen. Knapp 6700 offene Stellen waren gemeldet.
Schulungen. Fast 10.900 Menschen waren in Schulungen.
Ältere Menschen. Am stärksten stieg die Arbeitslosigkeit bei den Über-50-Jährigen.