„Manchmal habe ich Angst davor, das Verborgene in mir anzuschauen.“ – So steht unter einem von etwa 70 Symbol-Gegenständen bei der Ausstellung Mut/Angst in Sarleinsbach. Sie ist eine Anfrage: Wann lähmt mich Angst, was macht mir Mut?
Abt Mag. Martin Felhofer hielt das Referat zur Ausstellungs-Eröffnung. Angst gebe es dort, wo Menschen um Einfluss, Posten und Stellung fürchten. Das Vertrauen auf den liebenden Gott gibt ihm Kraft, stärkt seinen Mut. Ängstliches Verhalten kann der Abt aber verstehen, denn „wenn man etwas sagt, kommen sofort Angriffe. Das Problem ist die Art der Kommunikation.“ Die brennenden Fragen bräuchten mehr (hierarchischen) Mut.
Großes und Kleines
Eines der Zeugnisse lähmender Angst in der Ausstellung ist die Erinnerung, als Kind bei Arbeiten auf dem Feld mit dem Tempo der Erwachsenen nicht mithalten gekonnt zu haben. Hänseleien waren die Folge. „Noch heute habe ich Angst vor Arbeiten, die ich gemeinsam mit anderen verrichten muss.“ Bei der Mut-Angst-Diskussion am 28. Jänner nannte die Biobäuerin Maria Grünbacher beängstigend, wie Großbetriebe von der Agrarförderung begünstigt werden. In der Landwirtschaft brauche es Mut, wenn man sich – gegen den Trend – für die Kleinheit entscheidet: „Nicht auf 150 Kühe aufstocken, wieder dazupachten, größerer Traktor, Ressourcen vernichten, Boden zerstören ...“
Verleitete und leitende Menschen
Dem Betriebsleiter der Firma Internorm Bauelemente GmbH und PGR-Obmann von Kollerschlag, Johann Saxinger, flößt unter anderem die Übermacht der Werbeindustrie Angst ein: „Um Bedarf zu erzeugen, werden Bedürfnisse geweckt, die viele dazu verleiten, über ihre Verhältnisse zu leben.“ Angst mache ihm auch der Wertewandel, die Fit- und Fun-Gesellschaft. Mut machen ihm herausragende Persönlichkeiten wie Mutter Teresa, Mahatma Gandhi, Stefan Schulmeister und Papst Franziskus. Eine ähnliche Ermutigung formulierte auch Abt Martin. Seit 25 Jahren fühlt er sich durch Alfred Delp gestärkt.
Zuversicht und Mut
Angst, betont der Pfarrer von Rohrbach, Alfred Höfler, entstehe, wenn Menschen ausgegrenzt und ausgenützt werden. Angst sei manchmal notwendig, weil sie vorsichtig mache, manchmal hemmend, weil sie einenge. „Das Gegenteil von Angst ist ja nicht gleich Mut, aber Zuversicht, Vertrauen, dass ich mir wieder etwas zutraue und mutig etwas anpacken kann.“ Gebet, das Beten der Psalmen, kräftige seinen Mut. – Auf die Kraftquelle Psalmen wies auch Abt Martin hin. Er nannte zudem Gemeinschaft stärkend. Mag. Maria Grabner, Leiterin der Schuldnerhilfe Rohrbach, weiß aus ihrer Arbeit um die wirtschaftlichen Ängste vieler Menschen: Sie fürchten sich vor dem nächsten Tag, was er bringen wird, wie es weitergeht. Und sie fürchten das Gerede der Umgebung. Mut gibt Maria Grabner ihre Arbeit. Schuldnerberatung ist Sozialarbeit.
Am Fr., 7. Februar, singen im Gemeindeamt um 19.30 Uhr die Chor-i-Feen wider die Angst. Die Ausstellung ist bis 9. Februar zugängig.
Zum Thema
„Was wäre ein kirchliches Mut-Projekt?“, fragten wir Menschen, die zur Mut/Angst-Ausstellung in Sarleinsbach Beiträge geleistet haben.
Pfarrer Alfred Höfler, Rohrbach. „Wenn man Menschen, die am Rande stehen – Asylsuchende, Armutsgefährdete, Arbeitslose, Straffällige ... – oder weil sie an kirchlichen Normen gescheitert sind und deswegen in manchen Bereichen ausgegrenzt weden – mehr in die Gemeinschaft einbinden würde, ohne immer zuerst nach Gesetzen und gesellschaftlichen Vorbehalten zu fragen.“
Johann Saxinger, Kollerschlag. „Eigene Wege zu definieren – wo drückt uns der Schuh – und sie auch zu gehen: Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, Umgang und Einbindung von laisierten Priestern.“
Maria Grünbacher, Arnreit. „Diözesanweit in jeder Pfarre zwei Flüchtlingsfamilien aufnehmen und betreuen und zwar durch die Pfarrbevölkerung. Die Amtskirche soll Wege finden, sie zu beschäftigen, auch gegen das geltende Gesetz. Das wäre ein Mutprojekt! Und wirklich notwendig.“
Abt Martin Felhofer, Schlägl. „Ein tolles Mutprojekt wäre, würde man in der Auswahl der Bischöfe die Basis befragen. Es ist wichtig, dass der Papst ernennt. Es gibt so viele Priester und Laien, die in der Kirche engagiert sind. Sie sollten befragt werden, wer für das Amt der Geeignetste ist. Ein zweites Mutprojekt wäre, auf die wiederverheirateten Geschiedenen zuzugehen. Dass man in einem pastoralen Gespräch ihre Gewissensentscheidung ernst nimmt.“ Der Abt zitiert dazu aus dem Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium von Papst Franziskus: „Die Eucharistie ist, obwohl sie die Fülle des sakramentalen Lebens darstellt, nicht eine Belohnung für die Vollkommenen, sondern ein großzügiges Heilmittel und eine Nahrung für die Schwachen.“