Der bekannte Universum-Filmer Erich Pröll bekommt nicht nur die schönen Seiten des Meeres vor die Linse, sondern auch Plastik, Plastik, Plastik. 300 Millionen Tonnen davon werden jährlich weltweit produziert. Über fünf Millionen Tonnen davon landen im Meer.
Das Wasser – glasklar. Weißer Sandstrand. Die ehemalige Gefangeneninsel Cohiba vor Panama ist heute ein fast unbewohnter Nationalpark. Ein Naturparadies, würde man sagen. Doch ein paar Meter hinter dem Strand der Kontrast: Eine eineinhalb Meter hohe „Düne“ aus Plastikmüll umzieht die Insel. Seit über 40 Jahren kennt Naturfilmer Pröll die Meere der Welt. Überall das gleiche Bild. „In wenigen Jahrzehnten haben wir die Welt versaut.“ Das stimmt ihn traurig. Erst letzten Oktober filmte er auf den Malediven. 87 von den 1196 Inseln vor der Südspitze Indiens werden für den Tourismus genutzt. Jeden Morgen vor Sonnenaufgang sind Putztrupps unterwegs, um den Plastikmüll, den das Meer über Nacht angeschwemmt hat, wegzuräumen. Den Touristen will man saubere Strände bieten. Nur wenig davon, vermutet Pröll, landet in der Deponie, das meiste kommt zurück ins Meer. Das ist billiger. Mit Flugzeugen wird herbeigeschafft, was die Touristen brauchen – alles in Plastik verpackt und in sehr viel Styropor. Aus Nordamerika, Europa, auch Australien kommen die Flugzeuge – und mit ihnen der Müll. Auf den 220 von Einheimischen bewohnten Malediveninseln räumt niemand auf. Ein Wall aus Plastikmüll umzieht ihre Inseln, einen Meter hoch. Und auf den rund 1000 unbewohnten Malediven-Inseln ist es genauso. Keine Menschenseele, aber überall Plastik! Das Meer trägt den Müll von sehr weit her.
Krabben und Müll
Für eine Fersehsendung wollte Pröll in einer Bucht vor Somalia Walhaie filmen. Kaum jemand wagt sich hierher, denn hier haben die Schiffspiraten das Sagen. Die Küste ist unbewohnt, doch ganz am Ende der Bucht: eine schwarze, sich regende Fläche. Millionen von Krabben sind es, die eine riesige schwabbelnde Masse aus Plastikmüll bevölkern. Wie kommt der Müll hierher? Für Erich Pröll es die Raffgier, die die Welt kaputt macht: „Immer mehr, und keiner schert sich dann um den Dreck.“ In den Wirbeln der Meere treiben riesige Plastikmüllteppiche, manche größer als Österreich. Meeresböden sind an vielen Stellen übersät vom Müll. Doch auch am Land beobachtet Pröll in vielen Regionen die zunehmende Verschmutzung. Im Jemen zum Beispiel: Von Weitem meint man, die Bäume würden blühen, aber wenn man näher kommt, sind es Tausende Nylonsäcke, die sich in den Dornen der Schirmakazien verfangen haben. Inzwischen ist es für Pröll ein sicheres Zeichen in orientalischen Ländern: Wenn Nylonsäcke in den Akazien hängen, ist die Stadt nicht mehr weit.
Der Weg zurück
Alles bleibt liegen – und kommt irgendwann zurück. Auch nach Europa. Zwischen 400 bis 1000 Jahre braucht Plastik, bis es abgebaut ist. Es wird zerrieben in immer kleinere Teile. Und gerade der Mikro-Plastikmüll ist gefährlich – im Wasser wie auch in Luft und Erde. Millionen von Tieren verenden im Plastikmorast. All die Weichmacher und Stoffe, die ausgeschwemmt wurden, landen in der Nahrungskette und kommen mit dem Fisch zurück auf die Teller der Welt.