Täter-Profile „Ich gebe zu, mich zu erinnern, dass ...“ – Diese Formulierung verwendet Revierleutnant Kranzler 1957 in einem Gnadengesuch. Er gibt nicht zu, getan zu haben, sondern gehört zu haben, dass getan worden ist. – Kranzler war einer der an der Auslöschung der jüdischen Gemeinde der ostgalizischen Stadt Stryj (heutige Ukraine) beteiligten Polizisten. Journalist Ulrich Schmidt geht der Gedanken- und Tatwelt dieses Schutzpolizeiregiments 24 nach, das aus über 20 Polizisten bestand, die vorwiegend aus Wien waren. Das Regiment war ab dem Einmarsch der deutschen Truppen in die Sowjetunion in Stryj stationiert. Ab Oktober 1942 wirkte es an der systematischen Ermordung der jüdischen Bevölkerung mit. 1944 wurde die Stadt als „judenfrei“ gemeldet. 30.000 Juden aus der Stadt und Umgebung wurden ermordet oder zur Tötung abtransportiert. Nur ganz wenige überlebten. Die Täter verteidigten sich später damit, Befehle befolgt zu haben. Ich gebe zu, gehört zu haben, Ulrich Schmidt, Mandelbaum, 2013, 192 Seiten, € 19,90, ISBN 978385476-409-0.
Opfer-Profile Zehn akribisch recherchierte Biografien von jüdischen Bürger/innen aus Linz stellt Verena Wagner im Band „Jüdische Lebenswelten“ vor. Die Lebensläufe geben Einblick in den alltäglichen Antisemitismus und in unterschiedlichste Lebenswelten – orthodoxer wie assimilierter jüdischer Mitbürger/innen, armer und gut situierter, gesellschaftlich/politisch aktiver wie nicht engagierter. Aber immer mündete das Leben in Verfolgung. Manche Flucht daraus gelingt. Jüdische Lebenswelten. Zehn Linzer Biographien, Verena Wagner, Archiv der Stadt Linz, 559 Seiten, € 34,–, ISBN 978-3-900388-60-7 (zu beziehen im Archiv der Stadt Linz und im Buchhandel).