Seit unvorstellbaren 78 Jahren wirkt Sr. Elfride Jagersberger aus Gmunden in Kolumbien. Tausenden Familien aus den Armenvierteln hat sie geholfen. Auch mit 95 Jahren ist sie noch erstaunlich aktiv.
Wie gratuliert man einer Ordensschwester, die gerade 95 Jahre alt geworden ist und in Kolumbien lebt? Es geht einfacher, als man denkt: Sr. Elfride Jagersberger, Jahrgang 1919, kann man direkt auf ihrem Handy anrufen. Der „Engel von Cartagena“, wie sie auch genannt wird, geht nach ein paar Mal Läuten ans Telefon. „Mir geht es gesundheitlich mehr oder weniger gut“, erzählt Sr. Elfride Jagersberger im Gespräch mit der KirchenZeitung. Mit den Kindern „ihrer“ Schulen und den Lehrern hat Sr. Elfride den 95. Geburtstag gefeiert. „Ich bin bei den Kindern beschäftigt“, sagt sie. Die Hilfe für die Kinder und ihre Familien, es ist ihr großes Lebenswerk: Sechs Kindergärten, sieben Volksschulen, zwei Mittelschulzentren mit jeweils über 1200 Schüler/innen hat sie in Cartagena errichten lassen. Tausende Frauen und Männer aus den Armenvierteln von Cartagena haben bei Sr. Elfride Arbeit und ein Stück Hoffnung gefunden. Erst vor Kurzem wurde eine Erweiterung der Schule Berta Suttner 2 um Werkstätten für Elektrotechnik und Maschinenbau fertig gestellt. „Ich weiß nicht, wie lange ich noch leben werde. Ich bin fast fertig“, sagt sie. Von einem Pensionistenleben im klassischen Sinn ist die betagte Ordensschwester aber meilenweit entfernt. Der „Engel von Cartagena“ ist unermüdlich. Sr. Elfride, die seit zwei Jahren im Krankenhaus lebt, empfängt regelmäßig Lehrer/innen und hält auch kleine Besprechungen ab.
Mit 95 leitet sie zwei Schulen
„Sie hat immer noch ihr Auto mit Fahrer und lässt sich zwei bis drei Mal pro Woche hinaus in ihre Schulen und Kindergärten im Flüchtlingsviertel Nelson Mandela bringen“, berichtet Georg König, Diakon der Pfarre Linz-St. Magdalena, die Sr. Elfride schon seit vielen Jahren finanziell unterstützt. Zwei Schulen und zwei Kindergärten leitet sie sogar noch selbst. Es gibt zwar jeweils Direktor/innen vor Ort, aber die gesamte Finanzierung und das Anstellen bzw. Entlassen von Lehrkräften läuft über Sr. Elfride. Alle anderen Einrichtungen hat sie einheimischen Schwestern übergeben. Sr. Elfride hat als 17-Jährige ihren Heimatort Gmunden verlassen und ist als Franziskaner Missionsschwester nach Südamerika aufgebrochen ist. Seit unvorstellbaren 78 Jahren wirkt sie in Kolumbien. Ein Österreich-Besuch, wie zu ihrem 90. Geburtstag, wird sich nicht mehr ausgehen, glaubt sie: „Das wäre zu viel Arbeit, zu viel Anstrengung.“ Mit der Heimat und mit Kolumbien fühlt sie sich gleichermaßen verbunden, wie sie betont: „Alle Österreicher sind meine Familie und alle Kolumbianer sind meine Familie.“