Wöchentlich liegen in der Stadtpfarrkirche Gmunden Meditationen zum Sonntagsevangelium auf. Der geistliche Impuls erfreut sich seit sechs Jahren großer Beliebtheit.
Weil die Stadtpfarre Gmunden für einen großen Beitrag zur Landesausstellung 2008 keine Möglichkeiten hatte, entschied sie sich für einen bescheidenen Impuls. Dieser aber war dafür nachhaltig und er besteht bis heute. „Wir wollten während des Ausstellungsjahres den Kirchenbesuchern nach den Sonntagsgottesdiensten ein Blatt mit dem Evangelium und einem kurzen Kommentar in die Hand drücken“, erzählt Pastoralassistentin Maria-Anna Kolmbauer vom Beginn der Aktion.
Die Schrifterklärung wurde aber zugunsten kurzer Texte von zeitgenössischen Autoren verworfen. So fand sich auf der einen Seite der Bibeltext des Sonntags, auf der anderen Gedanken von Pierre Stutz, Andrea Schwarz oder Anselm Grün. Von Anfang an gingen die Zettel weg wie die warmen Semmeln. So beschloss die Pfarre, über die Ausstellungsdauer hinaus weiterzumachen – bis sich niemand mehr einen Text nimmt. Das ist aber nicht der Fall. Doch inzwischen hat sich das Konzept geändert. Da die Pastoralassistentin, die für die Textsuche verantwortlich war, in ihrem Bücherstapel nicht immer fündig wurde, begann sie selbst ab und zu einen Impuls zu verfassen. Inzwischen macht sie das – mit großer Freude – wöchentlich: „Ich bemühe mich abseits der theologischen Fachsprache Gedanken zu formulieren, die den Menschen helfen, das Evangelium mit dem Leben in Verbindung zu bringen.“ Bis zu 40 kopierte Blätter werden wöchentlich schon ab Mittwoch im Kirchenvorraum aufgelegt. Manche benutzen die Texte als Vorbereitung auf die Sonntagsmesse, andere zur Nachlese und wieder andere nehmen sie für die „Jungen“ mit nach Hause, die nicht in den Gottesdienst gehen. Kolmbauer freut sich, dass ihre Gedanken ankommen, auch wenn sie nicht immer gleich gut gelingen. „Da muss man sich auch in Demut üben. So ist das Leben.“ Das schönste Lob aber hat sie von einem Rechtsanwalt erhalten, der ihr sagte: „Im Büro muss ich Juristendeutsch reden, bei der Messe höre ich Kirchendeutsch, du schreibst, wie wir zu Hause reden. Das tut gut.“
Ohne Druck schreiben. Mit 1. Februar 2014 ist Kolmbauer als Pastoralassistentin in Pension gegangen. Die Mühlviertlerin bleibt aber in Gmunden. Um eine klare Trennung zwischen Beruf und Ehrenamt zu machen, hat sie alle Aufgaben auf einmal zurückgelegt, mit Ausnahme der Meditationen zu den Sonntagsevangelien. Die wird sie weiterhin verfassen – „nun ganz ohne Druck. Das ist das Schöne.“ Die Impulse für die Fastensonntage hat sie bereits geschrieben – im Kneippkurhaus in Aspach, wo sie ihren Ruhestand begann.
Impulse
1. Fastensonntag
Zum Evangelium des ersten Fastensonntags („Die Versuchung Jesu“, Mt 4, 1–11) hat Maria-Anna Kolmbauer folgenden Impulstext verfasst:
Wüste: Entbehrung – Einsamkeit – Prüfung In den Wüstentagen des Lebens überkommen auch mich manch schlimme Gedanken und ich bin versucht, Werte über Bord zu werfen. Gott, ich vertraue darauf, dass deine Engel mich begleiten in den Irritationen des Lebens. Ich vertraue darauf, dass mir die Prüfungen des Lebens zum Segen werden.
2. Fastensonntag
Impuls zum Evangelium der Verklärung Jesu (Mt 17,1–9):
Danke für die Gipfelerlebnisse meines Lebens. Sie schenken mir Einsicht in deine göttlichen Geheimnisse Überblick über die Fülle deiner und meiner Möglichkeiten Durchblick im Gewirr meines Lebens Ausblick in eine hoffnungsvolle Zukunft. Und sie lassen mich immer wieder gestärkt zurückkehren in den Alltag, ins Hier und Jetzt. MAria-Anna Kolmbauer