Die Pfarre Mauthausen hat sich zum 400-Jahr-Jubiläum ein besonderes Geschenk gemacht: Sie hat Menschen, die zur Kirche gehören, aber so gut wie nie hineingehen, zugehört. Sie haben von ihren Erwartungen an die Pfarre gesprochen.
Ausgabe: 2014/11, Mauthausen, Pree, Reichl
12.03.2014
- Josef Wallner
In keiner Pfarre muss man lange nach ihnen suchen: die 20- bis 45-jährigen Kirchenmitglieder, die nie oder nur ganz selten rund um Pfarrhof und Kirche anzutreffen sind. Aus dieser riesigen Gruppe haben Mitarbeiter/innen des Pfarrgemeinderats-Ausschusses „Offene Pfarre“ 50 Mauthausener/innen besucht und gebeten, mit ihnen reden zu dürfen. Das Ergebnis dieser Gesprächen liegt nun vor. „Was nimmst du von der Pfarre Mauthausen wahr?“, war die erste Frage. Aufgrund der ausgewählten Gesprächspartner/innen ist klar, dass mehr als die Hälfte mit „Nichts“ antwortet, dann kommen – weit abgeschlagen – „Gemeinschaft und Zusammenhalt“, die Jugendarbeit und die kirchlichen Feiertage.
Pfarrball als Flaggschiff
Von den Veranstaltungen, die man kennt, hat der Pfarrball die allermeisten Nennungen, mit deutlichem Abstand gefolgt von den Sakramenten, der Sonntagsmesse und den Konzerten. Als persönliche Begegnungspunkte werden die Messen, die Jungschar, der Chor, die Spielgruppe und der Jugendtreff angeführt.
Ein dickes Bündel an Erwartungen
Die Erwartungen, die die Befragten an eine lebendige Pfarre haben, sind sehr weit gefächert: Fast alle erwarten sich von einer Pfarre, dass dort etwas für die Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen getan wird. Weiters soll die Pfarre persönliche Begleitung und Seelsorge sicherstellen und Werte für die nächste Generation vermitteln. Das Engagegement für sozial Schwache steht weit oben auf der Skala der Wünsche, nicht aber, dass die Pfarrgemeinde in gesellschaftspolitischen Fragen Position bezieht.
Brennpunkt Gottesdienst
Dass die Gottesdienste zu einem herausragenden Kennzeichen von lebendiger Pfarre gehören (mehr als 90 Prozent Zustimmung), ist einerseits selbstverständlich – dass Menschen, die aber so gut wie nie hingehen, Eucharistiefeiern als so bedeutend empfinden, ist doch auf jeden Fall bedenkenswert, sagt Pfarrassistent Thomas Pree: Es scheint darauf hinzudeuten, dass unabhängig, ob man persönlich dazu einen Zugang hat oder nicht, Gottesdienstfeiern als hoher Wert in der Gesellschaft gesehen werden.
Dankbar für die Gespräche
Nimmt man noch die weiteren Fragestellungen hinzu, zeigt sich: Jugend (und Kinder) und Gottesdienste führen die Rangliste an, wo sich die Pfarre besonders engagieren sollte. So eine erste Bilanz von Pree. Er ist dankbar, dass sich so viele Zeit genommen haben, über den Weg der Pfarre nachzudenken. Die Ergebnisse der Gespräche werden den Pfarrgemeinderat auf jeden Fall weiter begleiten. Das nächste Mal ist die Befragung bereits am 26. März 2014 Thema.
Zum Thema
Zukunftsweisende Wege für unsere Pfarre
Bei einem Impuls- und Diskussionsabend stellt die Pfarre Mauthausen kurz ihre Befragung vor, um dann auf Gäste von außen zu hören und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Der Jerusalem-Pilger Johannes Aschauer wird zu Dias vom Weg ins Heilige Land seinen Gedanken über die Bedeutung von Pfarre darlegen. Aus Expertensicht spricht Hildegard Wustmans, Pastoraltheologin an der KTU Linz. Sie präsentiert Erkenntnisse der theologischen Forschung und gibt Impulse für die Pfarre der Zukunft. Impuls- und Diskussionsabend, Mi., 26. März 2014, 19.30 Uhr, Pfarrheim Mauthausen.
Unverzichtbares Pfarrblatt
Interessant ist, woher die Befragten ihre Informationen über die Pfarre Mauthausen beziehen. Knapp 43 Prozent sagen, aus den Pfarrnachrichten, die jedem Haushalt durch Austräger/innen zugestellt werden. 30 Prozent geben an, keine Informationen zu haben, rund 7 Prozent machen sich auf der Homepage über die Pfarre schlau.
400-Jahr-Jubiläum
Die Befragung von Katholik/innen im Alter von 20 bis 45 Jahren, die so gut wie keinen Kontakt zur Kirche haben, ist ein Baustein unter mehreren zum runden Pfarrjubiläum. „Wir wollen rund um das Jubiläum Akzente setzen, die uns ins 5. Jahrhundert bringen“, sagt Pfarrassistent Thomas Pree. Mauthausen gedenkt seiner „Gründung“ als eigenständige Pfarre vor 400 Jahren. Im Jahr 1613 wurde sie von Ried in der Riedmark abgetrennt. Die Kirche von Mauthausen ist aber wesentlich älter. Bei Renovierungsarbeiten (1982) wurden die Grundmauern einer romanischen Kirche aus dem 12. Jahrhundert entdeckt.