Das gute interreligiöse Klima in Österreich ist keine Selbstverständlichkeit, betonten Bundeskanzler Werner Faymann und Kardinal Christoph Schönborn nach dem Religionsdialog am Montagabend.
Schönborn sagte nach der Veranstaltung, zu der Vertreter aller anerkannten Religionsgemeinschaften eingeladen waren, Österreich sei im Blick auf das interreligiöse Verhältnis „besonders privilegiert“. So resultiere die heutige Situation unter anderem aus einer hohen „Wertschätzung von Seiten der Republik“, die sich in der staatlichen Anerkennung der derzeit 16 Kirchen und Religionsgesellschaften zeige.
Herausforderung
Schönborn mahnte auch, dass der interreligiöse Dialog stets eine Herausforderung für die Religionsgemeinschaften“ bedeute, die sich „als gleichberechtigte Partner anerkennen müssten. Man solle sich immer wieder vor Augen halten, dass es „nicht selbstverständlich“ sei, dass dieses Miteinander „auch in schwieriger werdenden sozialen Verhältnissen bestehen bleibt“, sagte der Wiener Erzbischof. An die Medien richtete Schönborn schließlich den Appell, zu einer weiteren „Abrüstung der Worte“ beizutragen. Der „hohe Grundstandard in unserem Land“ dürfe weder durch Taten noch durch unklug gewählte Worte gefährdet werden.
Gegen Gewalt
Anlass der Dialogveranstaltung am späteren Montagnachmittag war ein gewalttätiger Zwischenfall während eines Fußballspiels in Bischofshofen zwischen dem französischen Club OSC Lille und dem israelischen Verein Maccabi Haifa. Der Gastgeber des Religionsdialogs,Bundeskanzler Werner Faymann, sagte, die „Spirale der Gewalt“ und des Antisemitismus könne nur durch einen „gemeinsamen Einsatz für den Frieden“ gestoppt werden. In Europa gebe es mit Blick auf den Umgang mit Kirchen und Religionsgemeinschaften zwei unterschiedliche Auffassungen, sagte Faymann: zum einen die Position der gegenseitigen Anerkennung und Wertschätzung, aber genauso auch eine Position des „Aufwiegelns“ und der Instrumentalisierung von Religion. Aufgabe der Politik sei es, führte der Bundeskanzler aus, Religionen zum Dialog zusammenzuführen statt gegeneinander aufzuhetzen. Die Religionsdialoge im Bundeskanzleramt finden immer wieder – auch ohne aktuellen Anlass – statt.