Lehrerinnen und Lehrer können nur dann auf Dauer gut unterrichten, wenn sie sich wohlfühlen. Die Sommerfortbildung in Schloss Puchberg widmete sich den Themen Gesundsein und Zeitmanagement, das vor dem Ausbrennen schützen kann.
Ausgabe: 2014/36, Lehrer, Stress, Reese, Hochedlinger, Schloss Puchberg
Der Stundenplan in einer Schule in Oberösterreich bereitete Kopfzerbrechen. Sobald der Direktor ihn fertiggestellt hatte, kamen massive Einwände von den Lehrerinnen und Lehrern. Der Direktor wandte sich an das Beratungszentrum für Lehrer/innen und Schulen der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz. Im gemeinsamen Gespräch stellte sich heraus: Nicht der Stundenplan war das Problem.
Hinter die Dinge schauen
„Es geht nicht immer um Vordergründiges“, sagt Elisabeth Reese vom Beratungszentrum. In der besagten Schule fühlten sich die Lehrer/innen in ihren Anliegen vom Direktor zu wenig ernst genommen. Sie wünschten sich mehr Zeit für Einzelgespräche. Prozesse wie diese begleitet das Team des Beratungszentrums meist ein Schuljahr lang. Die Themen, die dabei zutage treten, fließen in das Fortbildungsangebot ein. Das diesjährige hieß „Herausforderung Gesundheit“ und 100 Lehrer/innen, vorwiegend für Religion, kamen Ende August nach Schloss Puchberg. „Oft ist das Problem nicht die körperliche Gesundheit, sondern fehlende Kommunikation oder Rückzugsmöglichkeiten an der Schule“, meint Elisabeth Reese.
Krank sein kann auch gesund sein
Allerdings sind Stress und Burnout verbreitete Schlagworte im Lehreralltag. „Nicht der Stress und die Antworten unseres Körpers schaden uns, sondern die Furcht vor Stress“, meint Dr. Erich Mayer-Fally. Der medizinische Leiter der Wiener Schule für Osteopathie sprach in Schloss Puchberg über das Kranksein als Ausdruck der Heilung: „Alle Symptome von Krankheiten dienen dazu, das Wohlbefinden wieder herzustellen.“ Und er appellierte an sein Publikum, sich nicht als Opfer zu fühlen, sondern Vertrauen in sich selbst zu haben.
Zeitmanagement ist Selbstmanagement
Es gäbe viele Impulse, damit engagierten Lehrer/innen die Freude am Beruf nicht abhanden kommt. Allein, es fehlt an Zeit. Der Coach und Personalentwickler Gerhard Birsak erläuterte sehr amüsant die verschiedenen Formen von „Zeitfressern“. Wer aus falsch verstandener Hilfsbereitschaft ständig Gefälligkeiten für andere erledigt, hat kaum Zeit für sich selbst. Das Wort „Nein“ mit dem Zusatz, dass der Wunsch zu einem späteren Zeitpunkt erfüllt werden kann, soll dem Ausbrennen vorbeugen, so Gerhard Birsak.
Druck wegnehmen
„Am wichtigsten ist, dass der Direktor oder die Direktorin den Druck wegnimmt, der auf den Lehrenden lastet“, betont Elisabeth Reese. Den Druck, den die mittlerweile gesellschaftsfähige Lehrerhetze aufbaut, empfindet auch Manuela Kirchberger-Fischer als sehr erschöpfend. Die Hauptschullehrerin unterrichtet in Wels und nimmt sich regelmäßig Anregungen aus der Sommerfortbildung mit. Sollte ihr Wunsch sich erfüllen, wäre das wohl die beste Gesundheitsvorsorge: „Ich wünsche mir für unsere Arbeit mehr Anerkennung.“
Zur Sache
Lehrer/innen in Oberösterreich
Zurzeit sind laut dem Landesschulrat für OÖ mehr als 20.000 Lehrerinnen und Lehrer (inklusive der karenzierten) tätig. Sie werden im kommenden Schuljahr in allen Schulbereichen in Oberösterreich insgesamt 191.000 Schüler/innen unterrichten. Das sind um ca. 2000 weniger als im vergangenen Schuljahr.
Beratungszentrum. Das Angebot des Beratungszentrums der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz umfasst Supervision für Lehrer/innen und Direktor/innen, Schul- und Teamentwicklung sowie Gesundheitsförderung.
Kontakt: Tel. 0732/77 26 66-46 00, www.beratung.ph-linz.at