Internationale Experten verlassen wegen der Ebola-Epidemie das westafrikanische Sierra Leone. Bruder Lothar Wagner bleibt: „Wir können die Menschen hier nicht alleine lassen“, sagt der Salesianer Don Boscos.
Ausgabe: 2014/36, Ebola, Wagner
02.09.2014
- Heinz Niederleitner
„Gerade jetzt brauchen die von Ebola betroffenen Länder globale Solidarität“, sagt der aus Trier stammende 40-Jährige, der Theologie, Philosophie und Sozialarbeit studiert hat. Dazu gehören für ihn neben Ärzten, Pflegern und Medikamenten auch Polizisten und Soldaten: „Wir brauchen ein UN-Mandat zur Durchsetzung der Quarantäne. Aufgrund von Korruption und Missmanagement funktioniert das nicht.“ Die Epidemie sei wie ein Rebellenkrieg ohne Rebellen: „Es ist ein Kampf gegen Viren“, sagt der Ordensmann, dessen Arbeit vom österreichischen Hilfswerk „Jugend Eine Welt“ unterstützt wird. Er achtet als Direktor selbst auf die Schutzmaßnahmen gegen Ebola in den Einrichtungen seines Ordens.
Kinder im Zentrum
Angesichts der Ebola-Krise engagieren sich er und sein Team einerseits in der Aufklärung: „Wir machen Medienarbeit, gehen von Haus zu Haus und klären auf. Unsere Hotline hat derzeit die vierfache Zahl von Anrufen“, sagt Wagner. Andererseits versuchen er und seine Mitarbeiter, die Folgen von Ebola zu lindern: „Hinter den vielen Toten steht eine erschreckende Entwicklung der Familientrennung.“ In Sierra Leone gibt es die verbreitete Vorstellung, Leid würde über Kinder in die Familien kommen: Kinder werden verstoßen, auch wenn sie von Ebola geheilt sind. Wagners Team bemüht sich, sie in ihre Familien zurückzuführen, und betreut Kinder, die ihre Eltern durch Ebola verloren haben. Daneben laufen die anderen Maßnahmen der Salesianer weiter, etwa die Betreuung von Gefangenen im Gefängnis, wo katastrophale Zustände herrschen, das Haus für Mädchen, denen Gewalt angetan wurde oder die Opfer des Kinderhandels sind.