Am Samstag, 13. September, besucht Papst Franziskus Europas größtes Kriegerdenkmal, den „Sacrario di Redipuglia“ in der Nähe von Görz. Doch es geht dabei nicht nur um das Gedenken an den Ersten Weltkrieg.
„Ich hab es in den Abendnachrichten im Fernsehen gehört, dass Papst Franziskus am 13. September nach Redipuglia kommen wird.“ Der Erzbischof von Görz, Carlo Roberto Maria Redaelli, war überrascht, dass der Papst in die Grenzregion Friaul/Slowenien kommt, um sowohl am österreichisch-ungarischen Soldatenfriedhof als auch beim italienischen Soldatenfriedhof der Gefallenen aller Kriege zu gedenken. Es ist ein starkes Zeichen des Pontifex, gerade diesen Landstrich zu besuchen. Vor 100 Jahren tobte dort ein unvorstellbarer Krieg, den der damalige Papst Benedikt XV. als ein „sinnloses Gemetzel“ bezeichnet hatte. In diesem Gebiet lieferten sich italienische und österreichisch-ungarische Truppen nach Italiens Kriegseintritt 1915 zwölf große Schlachten, bei denen Hunderttausende Menschen getötet oder verwundet wurden. Auch zwei Großonkel des Papstes, dessen Eltern ja aus Italien stammten, sind im Ersten Weltkrieg gefallen.
„Dritter Weltkrieg“
Beim Gottesdienst wird der Papst im Gedenken an den Ersten Weltkrieg einen Bogen in das Heute spannen. Er hat kürzlich in Bezug auf die IS-Terroristen im Nordirak gesagt: „Das sind Früchte des Kriegs, wir sind im Krieg, es ist ein dritter Weltkrieg, wenn auch schrittweise.“ Er wird an die politischen Verantwortungsträger appellieren, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Der Bischof von Görz hat anlässlich der Gedenkfeiern einen Hirtenbrief mit dem Titel „Er ist unser Friede“ verfasst, in dem er betont, dass der Jahrestag zum Ersten Weltkrieg nicht zu einem historisch, kulturellen oder sogar touristischen Interesse reduziert werden könne. „Der Wert des Friedens hat keine religiöse Farbe, er ist ein Geschenk Gottes für die Menschen aller Zeiten.“ Sein Schreiben an die Gläubigen beendet Erzbischof Redaelli mit dem Hinweis, dass die entscheidende Aktion im Sinne des Friedens die erzieherische ist. Wenn Papst Franziskus am 13. September die Gedenkstätte von Redipuglia besucht, wird auch die österreichische Kirche hochrangig vertreten sein. Kardinal Christoph Schönborn, der Kärntner Bischof Alois Schwarz und Militärbischof Christian Werner werden zum Gedenken und zum Gottesdienst nach Redipuglia reisen. Über 100.000 Menschen werden erwartet. Der Papst wird den Bischöfen kleine Öllampen überreichen, die sie in ihren Heimatdiözesen entzünden sollen.
„Weg des Friedens“
Das Gebiet des oberen Isonzotals war im Ersten Weltkrieg ein Teil der Front. Aus dieser Zeit sind noch Relikte und Friedhöfe erhalten. Freilichtmuseen, Gedenkorte und Friedhöfe wurden im „Weg des Friedens“ verbunden, die geführte Touren anbietet: www.potmiru.si.
Zur Sache
Seelsorge beim Militär
Viele Gläubige haben Schwierigkeiten, mit der Haltung der katholischen Kirche zum Militär zurecht zu kommen. Das Zweite Vatikanische Konzil formuliert die Verantwortung des Soldaten für den Frieden auf der Welt folgendermaßen: „Wer als Soldat im Dienst des Vaterlandes steht, betrachte sich als Diener der Sicherheit und Freiheit der Völker. Indem er diese Aufgabe recht erfüllt, trägt er wahrhaft zur Festigung des Friedens bei.“ Österreichs Militärdiözese hat ein Institut für Religion und Frieden eingerichtet, um sich mit den sicherheitspolitischen Veränderungen im Licht der kirchlichen Soziallehre auseinanderzusetzen. Leiter des Instituts ist Monsignore Dr. Werner Freistetter.
Veränderung
Freistetter betont, dass sich die Militärseelsorge seit dem Ersten Weltkrieg stark verändert hat: „Damals waren die Seelsorger Teil des Systems, sie hatten durchaus eine motivierende Wirkung. Sie verstanden sich unter anderem auch als eine religiös-moralische Unterstützung der Kriegsführung. Heute hingegen beruht die Militärseelsorge auf der Religionsfreiheit des Einzelnen. Dem Einzelnen muss ermöglicht werden, seinen Glauben zu leben. Die Militärseelsorge hat vor allem bei den Auslandseinsätzen des Bundesheeres eine große Aufgabe als Begleitung der Soldaten bei Einsätzen in Extremsituationen. Diese Seelsorge ist auch eine Chance für die Kirche, indem sie junge Menschen begleiten und ihnen Stütze sein kann.“