Beinahe sein ganzes Leben hat Toni Innauer im Spitzensport verbracht: als Schisprungstar, Erfolgstrainer und Manager. Die Glitzerwelt des Spitzensports hat ihn aber nicht blind gemacht für Kinder, denen ein Fußball auf den Berghängen Guatemalas die Welt bedeutet.
Warum interessieren Sie sich für die sogenannte Dritte Welt? Toni Innauer: Ein Freund, der lange Jahre Lehrer an der österreichischen Schule in Guatemala City war, hat mir immer wieder erzählt, was er dort erlebt. Er gab mir Einblicke, die man aus dem fernen Europa so nicht wahrnehmen kann. Das hat mich hellhörig gemacht für die vielen Leute, die dort in Not sind. Ich selbst war noch nie in Guatemala, aber ich habe mich geistig angenähert.
Wie sind Sie mit der Aktion SEI-SO-FREI in Kontakt gekommen? Innauer: Die haben von meinem Interesse an diesen Fragen erfahren und haben mich angesprochen. Inzwischen habe ich auch gesehen, wie sie arbeiten: und zwar sehr sauber und professionell. SEI-SO-FREI hat gute Verbindungen zu den Leuten vor Ort und sorgt, dass dort nichts versickert. Das gefällt mir.
SEI-SO-FREI baut besonders in Guatemala zusätzlich zu Schulen auch Sportplätze. Was kann Sport in Armut und Not bewirken? Innauer: Ich halte diese Kombination von Schulen und Sportplätzen für sehr gut. Denn Sport kann gerade in schwierigen Phasen jungen Leuten Lebenslust bringen. In Guatemala, das kann man ohne Übertreibung sagen, sind die Menschen aufgrund ihrer Armut permanent in einer schwierigen, auch psychisch sehr belasteten Lage. Beim Sport können die Kinder einmal den Alltag vergessen und sich für etwas begeistern Man sollte auch nicht die Bedeutung von Regeln beim Spielen unterschätzen: Sie stärken das Selbstvertrauen und schaffen Respekt vor den anderen.
Was kann man tun, dass sich Menschen bei uns – so wie Sie – den Menschen in den Ländern des Südens geistig annähern und für ihre Not hellhörig werden? Innauer: Ich denke durch Information. Man kann Solidarität nicht verordnen, aber man kann sich über Projekte informieren und bewusst machen, was Spenden bewirken. SEI-SO-FREI tut in der Information sehr viel. Aber man kann auch zu Büchern greifen, die deutlich machen, wie sehr die Dinge in einer globalisierten Welt zusammenhängen.
Was meinen Sie damit? Innauer: Ich merke auf europäischer Ebene ein absolutes Wegschauen vor den globalen Problemen, die mit globaler Wirtschaftspolitik zu tun haben. Ich weiß, dass das sehr komplex und schwer zu überblicken ist, aber wir dürfen nicht nur unsere Eigeninteressen auf Kosten der Menschen in den armen Ländern bedienen.
Sie sind als sehr belesen bekannt. Können Sie ein Buch empfehlen, dass die Augen für die Mechanismen der globalisierten Welt öffnet? Innauer: Mir haben dabei Bücher geholfen wie „The Age of Less“ von David Bosshart, „50 Vorschläge für eine gerechtere Welt“ von Christian Felber oder von Franz Josef Rademacher „Balance oder Zerstörung“.
Gefällt Ihnen Papst Franziskus? Innauer: Ich beschäftige mich zu wenig mit Kirchenfragen, dass ich hier profund antworten könnte. Aber was er macht, finde ich mutig. Er weiß vor allem, wie arme Leute leben und was sie brauchen. Ich kann mir vorstellen, dass das manche unruhig macht.
Mag. Toni Innauer ist beim SEI-SO-FREI-Fest am Do., 13. November 2014 in Bad Schallerbach zu Gast. Unter dem Motto „Inspiration Sport“ stellt SEI-SO-FREI seine Projektarbeit in den Bergdörfern Guatemalas vor. Jede/r Interessierte (freier Eintritt) ist willkommen. Anmeldung (rasch) unter seisofrei@dioezese-linz.at oder Tel. 0732/76 10-34 63.