Auch nach der jüngsten Präsidentenwahl werde es in Brasilien weiterhin ein „ungerechtes System“ geben, in dem die Ärmsten in der Bevölkerung keinerlei Rechte und Stimme hätten.
Ausgabe: 2014/45, Rousseff, Kräutler, Brasilien
05.11.2014
Scharfe Kritik an der brasilianischen Führung äußerte der austro-brasilianische Bischof Erwin Kräutler unlängst bei einem Vortrag im Wiener Raiffeisen-Haus. Der nur knappe Sieg der schon bisherigen Präsidentin Dilma Rousseff verdeutliche aber, dass die Menschen mit der Politik insgesamt unzufrieden seien. Auch der Umstand, dass ein Viertel aller Wahlberechtigten trotz Wahlpflicht gar nicht zur Urne gegangen sei, wertete der Bischof als Zeichen der allgemeinen Politikverdrossenheit im Land. Leider würde Rousseff ihre „Politik der Straßenwalze“ nun weitere vier Jahr fortführen können, so Kräutler. Besonders bei Problemen hinsichtlich der indigenen Bevölkerung oder beim Umweltschutz habe die Präsidentin bisher immer auf stur geschaltet und keinerlei Dialog zugelassen. Dies werde sich wohl auch in Zukunft nicht ändern. Durch den Bau der vielen Kraftwerke in Amazonien auf Gebieten der Indios habe man Tausende Menschen umgesiedelt und sie so komplett aus ihren Lebensverhältnissen gerissen. Die Umweltzerstörung in Amazonien sei enorm und habe gravierende Auswirkungen auf das Weltklima, warnte Kräutler. Der Schutz der indigenen Bevölkerung sei zwar in der Verfassung verankert, in der Realität würden die Indios aber weiterhin enteignet, zwangsumgesiedelt und kulturell beschnitten, beklagte der Bischof von Xingú.