Sie ist eine jener Persönlichkeiten, die der jüngeren Geschichte Deutschlands den Stempel aufdrückten. 1989 zählte Marianne Birthler zu den bekanntesten Vertretern der Opposition in Ostberlin. Heuer, 25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer, ist ihre Biographie erschienen.
Mit dem „Erinnern in eigener Sache“ beginnt Marianne Birthler 2012. „Der Nachhall von Nationalsozialismus und Krieg, das eingemauerte Leben in der kommunistischen Diktatur und die Erfahrung der Befreiung durch die Herbstrevolution 1989 haben mich geprägt“, schreibt sie in ihrer Biographie. 1948 in Berlin geboren und in Ostberlin aufgewachsen, wurde sie schon in ihrer Jugend von ihren Eltern dazu erzogen, politische Ereignisse wahrzunehmen. Dementsprechend groß ist in Folge ihr Einsatz „für mehr Selbstbestimmung“ unter den Bedingungen der Diktatur.
Stasi-Akten
Marianne Birthler macht Abitur, absolviert ein Fernstudium im Bereich Außenhandelswirtschaft und engagiert sich mehr und mehr in der evangelischen Kirche. Sie wird u. a. Katechetin und 1986 Mitbegründerin des „Arbeitskreises Solidarische Kirche“ – ein oppositionelles Netzwerk in der DDR, das sich für die Demokratisierung in der Kirche und in der Gesellschaft einsetzte. Im Herbst 1989 wurde die Gethsemanekirche „zum Berliner Mittelpunkt der Revolution, war Sammelpunkt für Oppositionelle und der DDR-Friedensbewegung, Zufluchtsort und Nachrichtenzentrale“, sagt die ehemalige Bundesbeauftragte für die Stasi-Akten, ein Amt, das sie von 2000 bis 2011 als Nachfolgerin von Joachim Gauck ausübte. Davor war Marianne Birthler, Mutter von drei erwachsenen Töchtern, Parteivorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen und Ministerin für Bildung, Jugend und Sport in Brandenburg.
Buchtipp: „Halbes Land. Ganzes Land. Ganzes Leben. Erinnerungen.“ Von Marianne Birthler. Hanser Verlag Berlin 2014, Euro 23,60.