Ingrid Mattle war Kinder-Krankenschwester, dann Religionslehrerin. Jetzt ist sie mit Begeisterung SelbA-Trainerin. In Aschach hilft sie, dass ältere Menschen Freude am Leben haben.
Ausgabe: 2014/46, Anfänge, Serie, Mattle, SelbA
11.11.2014
- Matthäus Fellinger
Es hat mir etwas gefehlt, erzählt Ingrid Mattle. Vor allem war es der tägliche Umgang mit den Kindern, der bis vor vier Jahren ihren Alltag als Religionslehrerin ausfüllte. Zu tun gab es für die Pfarrgemeinderatsobfrau von Aschach an der Donau eigentlich genug. Vertreterin ihres Dekanates im Pastoralrat ist sie außerdem. Aber Ingrid Mattle wollte noch auf eine intensivere Weise mit Menschen – „arbeiten“ wäre ein zu eindimensionales Wort – ihr Leben teilen. Das trifft es besser. „Ich brauche etwas Neues“, sagte sie sich. Eine Schwägerin war SelbA-Trainerin. „Das wäre doch was für dich“, ermunterte sie Ingrid. „Ja, das wäre was für mich“, fand auch Mattle gleich Gefallen an der Idee. Aus dem Gefallen wurde Begeisterung. Man merkt sie ihr an, wenn sie davon erzählt.
Die Anfängerin
Neu anfangen – das ist für Ingrid Mattle keineswegs etwas Neues. Krankenschwester – für Kinder in einem Krankenhaus, dann in einer Ordination, schließlich in einem Altenheim – war sie lange gewesen, ehe sie sich mit 45 entschloss, die Ausbildung zur Religionslehrerin im Fernstudium zu beginnen. Die Lehrerinnen-Jahre sind vorbei. Jetzt also noch einmal. Wieder stand ein Neubeginn an, diesmal zur SelbA-Trainerin. Zunächst bedeutete das Ausbildung. Drei Mal je zwei Tage, dazu fünf Einzeltage im Jugendgästehaus auf der Gugl in Linz. Schon diese Tage waren ein Erlebnis.
Selbständig bleiben
SelbA steht für „Selbständig im Alter“. Es ist ein Programm, das Menschen helfen soll, Lebensfreude und Selbständigkeit im Alter zu fördern und zu erhalten. In Aschach hatte es eine solche Gruppe schon einmal gegeben, aber irgendwie ist sie im Lauf der Zeit eingeschlafen. Es war halt niemand mehr da, der sich darum angenommen hätte. Also hat Ingrid Mattle mit Pfarre und Gemeinde geschaut, dass wieder eine Gruppe zustande kommt. Jetzt gibt es sie. An zehn Montag-Vormittagen trifft sich die Gruppe. Die neunte Kurseinheit war gerade. „Ich brauche es eigentlich noch nicht, aber es ist so lustig“, erzählte ihr eine Teilnehmerin, warum sie mitmacht. Da geht es um Übungen, die helfen, körperlich und geistig fit zu bleiben, vor allem aber Gemeinschaft zu erleben. Das ist ein Problem im Alter: dass Menschen vereinsamen, weil sie nicht mehr unter die Leute kommen. Da ist die Teilnehmerin, die erst den Anstoß der Tochter braucht. Ich höre ja schlecht, würde nichts verstehen, war eine Sorge. Aber genau für diese Menschen ist SelbA da. Oder auch für Menschen, die in reiferen Jahren zugezogen sind. Da ist es nicht so einfach, neue Kontakte zu knüpfen. Eine Gruppe kann da Türen öffnen. Mit einem Schlag lernt man ein gutes Dutzend neue Leute kennen. Da ist man dann nicht mehr die Fremde. „Wir singen, tanzen, lachen“, erzählt die Trainerin den SelbA-Alltag. – Manchmal geht es auch recht besinnlich zu, wenn man über das Altwerden redet – zu Allerheiligen zum Beispiel, wenn sich auch das Thema des Sterbens so deutlich in Erinnerung ruft. Oder: wenn die Gruppe über die Ernte des eigenen Lebens nachdenkt. Oft geht es um Erfahrungsaustausch über Alltagsfragen – über Hörgeräte zum Beispiel.
Wissenschaftlich entwickelt
Was beim SelbA-Programm so spielerisch aussieht, ist von Wissenschaftern entwickelt worden – mit den Erkenntnissen der Hirnforschung zum Beispiel. Das katholische Bildungswerk Linz hat das Programm mit Unterstützung des Landes in Oberösterreich etabliert. Auch in das vielerorts laufende Programm „Gesunde Gemeinde“ passt es gut. Da gibt es Kooperationspartner. Das ist auch gut so, meint Ingrid Mattle, denn wäre es die Pfarre allein, die das anbietet, würden wohl manche Scheu haben, zu kommen. So aber ist SelbA ein gutes Bindeglied von Menschen verschiedener Herkunft.
Viel Dankbarkeit
„Du tust dir so viel an“, hört Ingrid Mattle manchmal von Leuten, die ihr für ihren Einsatz dankbar sind. „Das ist ja meine Freude“, sagt sie dann. „Jedesmal gehe ich mit einer großen Freude heim“, erzählt sie. Dort trifft sie – vielleicht – ihren Mann, der sich seinerseits im Sportvereinsbereich intensiv engagiert. „Wir sind 43 Jahre verheiratet“, meint sie – da können sie ihre jeweiligen außerhäuslichen Tätigkeiten gut annehmen. Ihr Zuhause endet nicht bei der eigenen Haustür. „Ich bin in Aschach daheim“, meint Ingrid Mattle, und „hier bekannt wie das falsche Geld“.
Das SelbA-Quartett bringt „die kleinen grauen Zellen“ täglich aufs Neue in Schwung. Die Karten beinhalten spezielle SelbA-Übungen, sind auf dem einjährigen SelbA-Training aufgebaut und laden zum Quartett-Spiel der besonderen Art ein. 54 Karten mit Übungen und Lösung in vergrößertem Format (79 x 120 mm) und gut leserlicher Schrift. Preis exkl. Versandkosten: € 8,– Als KiZ-webClub-Mitglied erhalten Sie dieses besondere und vielfältig einsetzbare Quartett um nur Euro 6,50 zzgl. Versandkosten. Aktion gültig bis 30. Nov. 2014. Einfach auf unserer Homepage www.kirchenzeitung.at/webClub einsteigen, oder Bestellung mailen an webclub@kirchenzeitung.at, mit Angabe der Beziehernummer.