Dass aus den ihnen anvertrauten Kindern liebende Menschen werden – für Paul Michael Zulehner ist das das wichtigste „Lehrziel“ katholischer Privatschulen.
Rund 100 Lehrende, Elternvertreter/innen, auch einige Schüler/innen, beschäftigten sich am 7. November im Stift Wilhering mit der speziellen Aufgabe des kirchlichen Schulengagements. Zu Gast: Paul Michael Zulehner, emeritierter Pastoralsoziologe in Wien. Für Zulehner liegt das Spezielle einer kirchlichen Schule nicht im Unterschied zu anderen vergleichbaren Schulen. „Wenn wir gut gearbeitet haben, unterscheiden wir uns immer weniger“, meint er.
Schule soll Vertrauen stärken
Aufgaben gibt es dennoch genug: Junge Menschen sollten an den kirchlichen Schulen lernen, mit der Vielfalt in der modernen Welt umzugehen – vor allem im Umgang mit Andersdenkenden. Das verlangt nach einer guten „Durchmischung“ der Schüler/innen. Weil – der Bibel entsprechend – die christliche Heilsbotschaft allen Menschen gilt, müsse auch die Schule offen für alle Menschen sein. Eine ganz besondere Aufgabe der Schule ist es, in einer pessimistischen Zeit das Vertrauen zu stärken. Da sollten kirchliche Schulen „Heil-Orte“ sein. „Kirche ist kein Moralinstitut, sondern ein Heil-Ort“, sagt Zulehner. „Wo die Angst regiert, greifen Menschen zu Selbstsicherung und in der Folge zu Gewalt.“ Die Schulen sollen helfen, dass „die Angst kleiner und die Liebe größer wird“, bringt Zulehner das Ziel kirchlicher Schulen auf den Punkt. „Wer das Glück hat, in einer kirchlichen Privatschule aufgenommen zu werden, geht mit weniger Angst und mit mehr Liebe wieder aus ihr heraus.“ Als eine spezielle Herausforderung sieht Zulehner die Tatsache, dass kirchliche Schulen von der Bevölkerung noch immer als Schulen für Wohlhabende gesehen werden. Sie müssten sich daher die Frage stellen, „wie sie eine Kirche der Armen sein können“.
55 katholische Privatschulen gibt es derzeit in Oberösterreich – von der Volksschule bis hin zu berufsbildenden Schulen. Insgesamt besuchen 12.160 Kinder und Jugendliche eine dieser Schulen.