Die Arbeitslosenzahlen steigen. Doch auch 2015 steht nicht mehr Geld zur Verfügung. Die Folge: In Oberösterreich werden bis zu 230 Plätze in Beschäftigungsprojekten gekürzt. Wir sprachen mit der Landesgeschäftsführerin des AMS, Birgit Gerstorfer.
Wird es 2015 für das Arbeitsmarktservice AMS OÖ gleich viel Geld wie heuer geben? AMS-Landesgeschäftsführerin Birgit Gerstorfer: Für Oberösterreich wurden die Mittel von 150 Millionen Euro auf 147,5 Millionen gekürzt. Die Aufgaben nehmen zu. Alleine für das Fachkräfte-Stipendium und die Ausbildungsgarantie sind zusätzlich zehn Millionen aufzubringen.
Was sind die obersten Prioritäten? Birgit Gerstorfer: Wir müssen bei eingeschränkten Ressourcen Prioritäten setzen. Es geht um die Personengruppen, die am Arbeitsmarkt die schwierigsten Bedingungen haben: die jungen und die alten Arbeitnehmer/innen.
Und die Kranken? Birgit Gerstorfer: Für Personen mit gesundheitlichen Nachteilen natürlich auch. Da gibt es ganz spezielle Programme.
Wie wirkt sich die AMS-Geldnot auf die Unterstützung von Projekten aus – sozialökonomische Betriebe und Beschäftigungsprojekte? Birgit Gerstorfer: Da müssen wir kürzen. Es werden bis zu 230 Plätze abgebaut. Das verteilt sich in kleinen Portionen auf viele Projekte.
Wie viele Projekt-Arbeitsplätze gibt es insgesamt? Birgit Gerstorfer: Heuer sind es 1140 Plätze. 2015 werden es knapp mehr als 900 sein.
Dazu kommt wahrscheinlich, dass auch bei den Schlüsselkräften Stellen abgebaut werden? Birgit Gerstorfer: Ja, pro abgebaute vier Transitarbeitsplätze ist ca. eine Fachanleiterin/ein Fachanleiter betroffen.
Laufen die betroffenen Einrichtungen nicht schon Sturm? Welchen Trost haben Sie für sie? Birgit Gerstorfer: Alle laufen Sturm. Trost habe ich keinen. Für mich war die letzte Woche die schwerste in meiner 25-jährigen Tätigkeit beim Arbeitsmarktservice. Da stehen so viele gute Dinge auf dem Spiel!
Das sind schlechte Nachrichten. Können Sie den betroffenen Menschen auch eine motivierende Botschaft geben? Birgit Gerstorfer: Der Arbeitsmarkt ist in Fluss. Wenn ich 100 Bewerbungen brauche, um eine Arbeit zu finden, macht es einen Unterschied, ob ich die Bewerbungen innerhalb von drei Monaten oder einem Jahr schreibe. Die Erfahrung ist, meistens klappt es. Ich will den Betroffenen sagen: Gebt nicht auf, schämt euch nicht wegen der Arbeitslosigkeit! Pro Jahr sind davon alleine in Oberösterreich 120.000 Menschen betroffen.
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Arbeitsmarkt
Beschäftigung und Arbeitslosigkeit. Ende Oktober 2014 waren in Oberösterreich 630.000 Menschen beschäftigt, 34.000 waren arbeitslos gemeldet. Rechnet man die 11.500 Personen dazu, die in Schulung sind, sowie andere in der Statistik nicht erfasste Arbeitslose, sind es sogar 51.000.
Aktive Arbeitsmarktpolitik: Österreichweit stehen für Arbeitslose nächstes Jahr 1,14 Milliarden Euro zur Verfügung, in Oberösterreich 147,5 Millionen. Aus dem oö. Topf sind etwa 8 Millionen Euro für Eingliederungsbeihilfen und Kombi-Lohn (Regierungsprogramm 50+) zu leisten. 5,5 Millionen Euro stehen für die Unterstützung sozialökonomischer Betriebe/gemeinnütziger Beschäftigungsprojekte (Regierungsprogramm 50+) zur Verfügung, 19 Millionen für die Ausbildungsgarantie für Jugendliche.
Arbeitslosengeld und Notstandshilfe in OÖ: Heuer etwas mehr als 400 Millionen Euro. Sozialökonomischer Betrieb: Arbeitsmarktferne Personen haben zeitlich befristet eine Beschäftigung = Transitarbeitsplatz.