Die Linzerin Camilla Estermann und der Rieder Franz Heger wurden am 21. November 1944 in Wien enthauptet. Sie sind zwei fast vergessene Blutzeugen der NS-Zeit. Vielleicht gibt es Leser/innen, die noch Briefe oder andere Dokumente von Camilla Estermann haben.
Ausgabe: 2014/47, Estermann, Heger, Gedenktag
19.11.2014
Camilla Estermann kam 1881 zur Welt. Ihr Leben war geprägt von tiefer Frömmigkeit, Gottverbundenheit, Kunstsinn, Bescheidenheit und Caritas. 1907 trat sie im Kloster St. Anna der Redemptoristinnen in Ried im Innkreis ein. Als Schwester Maria Martina legte sie am 11. November 1909 die Profess ab. Sie war eine immer suchende Frau. 1916 bat sie um Säkularisation, 1917 dispensierte sie der Linzer Bischof. Estermann blieb St. Anna verbunden. 1939 aber lehnte der Bischof einen Wiedereintritt ab. Sie wohnte bei ihrer Schwester in der Klammstraße 7 in Linz und pflegte gute Kontakte zum nahen Kapuzinerkloster. Am 20. Juni 1944 trat sie in den „Dritten Orden“ (Laiengemeinschaft) ein. In der NS-Zeit wurde sie einer Linzer Bekleidungsfirma zugeteilt. Dort sah sie, wie französische Kriegsgefangene – Mütter mit ihren Kindern – von den Aufsehern geschlagen und sexuell missbraucht wurden. Estermann gab den Kriegsgefangenen Kleidung, Medikamente, Lebensmittel und Seife. Das war streng verboten. Sie wurde wegen „kriegsfeindlicher Haltung“ hingerichtet. Die Verbreitung von NS-feindlichen Weissagungen (hl. Ottilie und Gräfin Cilante) konnte nicht bewiesen werden. Estermann stand in Verbindung mit dem Rieder Gendarmerie-Inspektor Franz Heger, dem die Verbreitung dieser Prophezeiungen zur Last gelegt wurde.
Vielleicht gibt es Leser/innen, die noch Briefe oder andere Dokumente von Camilla Estermann haben. Sie bitten wir, uns Kopien davon zur Verfügung zu stellen. KirchenZeitung, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz, Kennwort „Estermann“, E-Mail: ernst.gansinger@kirchenzeitung.at