Am 20. November 1989 haben die Vereinten Nationen die Kinderrechtskonvention beschlossen. Im selben Jahr trat in Österreich das Gewaltverbot in der Erziehung in Kraft. Trotzdem ist es in den Köpfen vieler Eltern noch immer nicht angekommen.
Die „g’sunde Watschn“ ist seit 1989 in Österreich verboten. Dennoch wird sie von 30 Prozent der Bevölkerung im Land nach wie vor verteilt. Häufigster Grund dafür ist Überforderung. Das ist u. a. das Ergebnis einer aktuellen Studie des Familienministeriums zum Thema Gewalt am Kind. Auch wenn sich das Bewusstsein dahingehend im Vergleich zu einer Studie im Jahre 1977 verbessert hat, ist Gewalt gegen Kinder immer noch stark vorhanden. So gab von 1000 Befragten jeder fünfte im Alter zwischen 15 und 29 Jahren an, heftig geohrfeigt worden zu sein.
Verantwortung
Es besteht also weiterhin Handlungsbedarf. Die zentralen Baustellen liegen für Michael Rauch, Kinder- und Jugendanwalt in Feldkirch, vor allem im Bereich Familie und Schule. „Die Kinderrechtskonvention weist den Eltern eine ganz klare Verantwortung zu. Die Familie ist jener Ort, wo Kinder Förderung, Anregung, Anleitung und auch Schutz benötigen. Gleichzeitig wissen wir aber, dass die Familie auch jener Ort sein kann, wo Gewalt, Vernachlässigung und Misshandlung passieren. Da braucht es noch bessere Unterstützung von Familien, stärkere Bewusstseins- und Elternbildung, aber auch mehr präventive Angebote, die früh ansetzen, um der Gewalt gegensteuern zu können.“
Kooperation
Wie wichtig es ist, Eltern früh genug zu erreichen, zeigt sich immer wieder auch bei extremen Fällen von Gewalt, wie jener der zweijährigen Leonie. Sie wurde von ihrem Vater „zur Strafe“ mit heißem Wasser geduscht und ist an den Folgen ihrer Verletzungen gestorben. Notwendig ist nach Einschätzung von Michael Rauch zudem eine gute Kooperation zwischen den Fachdiensten wie der Kinder- und Jugendhilfe, der Polizei und dem Gesundheitswesen, um effektiv zusammenarbeiten zu können.
Psychische Gewalt
Oft übersehen wird die psychische Gewalt, so Rauch, die laut aktueller Studie zunimmt. „Kinder leiden sowohl im Elternhaus als auch in der Schule darunter, wenn ihnen gesagt wird, ,du bist zu dumm, aus dir wird nie etwas‘. Das sind Beispiele, die seelische Verletzungen erzeugen, die wir oft gar nicht bewusst wahrnehmen oder sehen wollen. Hier sind Erwachsene aufgerufen, in ihrer Sprache sensibler zu werden.“
Zur Sache
Kinderrechteaktion der Jungschar
Anlässlich des 25-Jahre-Jubiläums der UN-Kinderrechtskonvention am 20. November führt die Katholische Jungschar Österreichs eine Kinderrechte-Kampagne durch. Ziel dabei ist, Kinder über ihre eigenen Rechte in Kenntnis zu setzen, aber auch die österreichische Bevölkerung insgesamt für Kinderrechte zu sensibilisieren.
Der Schwerpunkt der Kampagne liegt auf dem Kinderrecht auf Ruhe und Freizeit sowie auf Spiel und altersgemäße Freizeitbeschäftigung (UN-Kinderrechtskonvention Artikel 31). Unter dem Slogan „da spiel’n jetzt wir!“ wird ein Zeichen gesetzt für mehr Raum und Partizipation von Kindern in unserer Gesellschaft. Kinder brauchen Räume, in denen sie ohne Leistungsdruck, zweckfrei und selbstbestimmt spielen können. Sie brauchen genug Platz zur ganzheitlichen Entfaltung und zur persönlichen Entwicklung.
Um das Doppeljubiläum – 25 Jahre UN-Kinderrechtskonvention und 25 Jahre Gewaltverbot in der Erziehung in Österreich – angemessen zu feiern und auf die Wichtigkeit der Umsetzung der Kinderrechte hinzuweisen, sind am 20. November bundesweite Verteilaktionen auf öffentlichen Plätzen mit Postkarten und Süßigkeiten, ein eigenes Logo zur Aktion, ein Radiospot und eine Schwerpunktausgabe des Magazins „Voll.Bunt“ geplant.
Infos unter: www.jungschar.at