Sr. Bernadette Schwarz beschreibt, wie sich die aktuelle politisch angespannte Lage in Jerusalem auf das österreichische Hospiz auswirkt. Die Kreuzschwester ist die wirtschaftliche Leiterin des Hauses.
Das Jahr 2013 war ein sehr gutes, wir hatten fast 27.000 Nächtigungen zu verzeichnen. Das ist eine Auslastung von gut 85 Prozent. Auch das erste Halbjahr 2014 entwickelte sich sehr erfreulich, bis Anfang Juli dann der Gaza-Krieg ausbrach. Binnen kurzem leerte sich das Haus – bis auf eine Handvoll Gäste. Ab September ging es wieder bergauf, Ende Oktober waren wir sogar voll ausgelastet. Nach den Attentaten bei den Straßenbahnhaltestellen und in der Synagoge ist das alles wieder vorbei. Am vergangenen Sonntag waren wir nur zu zehn Prozent belegt. Das schmerzt.
Ich selbst habe überhaupt keine Angst, hier in Jerusalem zu leben. Ich bewege mich mit Vernunft und Hausverstand durch die Stadt. Auch für die Pilger/innen ist es kein Problem, zu den heiligen Stätten zu gelangen. Ich verstehe aber auch, wenn Gruppen absagen – obwohl mir jede Stornierung weh tut. Heuer mussten wir schon Stornierungen für fast 10.000 Nächte entgegennehmen. Ob sich bis Weihnachten, wo traditionell Pilgermassen kommen würden, die Lage einigermaßen beruhigt hat, weiß ich nicht. Ich bin eher pessimistisch. Im Hinterkopf habe ich natürlich immer die Sorge um unsere 29 lokalen palästinensischen Mitarbeiter/innen. Für sie fühlen wir uns besonders verantwortlich. Wir versuchen, sie unbedingt zu halten. Wirtschaftlich und finanziell gelangen wir aber dabei an unsere Grenzen. Nicht nur die Beherbergung, auch das Tagesgeschäft in unserem Kaffeehaus ist eingebrochen. Zusätzlich zu den Pilger/innen hatten wir freitags und samstags oft hunderte jüdische Besucher, die wegen unseres Apfelstrudels kamen. Die bleiben seit Wochen aus, weil sie vermutlich Angst haben, die Altstadt zu betreten. Ich freue mich sehr, dass Herr Landeshauptmann Pühringer und die Friedenslichtreise bei uns Station gemacht haben. Wir wissen zu schätzen, dass uns Oberösterreich und überhaupt viele Österreicher so die Treue halten.