„Wir wissen nicht, wann die Ebola-Epidemie unter Kontrolle ist. Aber wir müssen schon an die Zeit danach denken“, sagt Br. Günter Mayer. Der Salesianer Don Boscos ist als Ordensökonom und Projektleiter unter anderem für die von Ebola stark betroffenen Länder Sierra Leone und Liberia zuständig.
Ausgabe: 2014/49, Ebola, Br. Günter Mayer, Salesianer, Sierra Leone, Liberia
02.12.2014
- Heinz Niederleitner
„Wir haben früh erkannt, wie ernst diese Ebola-Epidemie wird und Lebensmittel vorbereitet. Doch wie lange können wir Lebensmittel verteilen? Wir gehen also dazu über, die Menschen mit Saatgut und Werkzeug auszurüsten, damit sie sich selbst versorgen können“, schildert der 50-jährige Oberösterreicher. Die Salesianer haben ein neues Waisenhaus eingerichtet: „Wir haben Kinder, die Ebola überlebt haben, während ihre Eltern gestorben sind. Aber die Krankheit hat sie stigmatisiert, die Großfamilien nehmen sie nicht auf.“ Dazu kommt, dass in den betroffenen Staaten das ganze Leben zurückgeworfen ist: Unternehmen sind weg, Menschen verlieren ihre Arbeit, ganze Strukturen brechen zusammen. Bruder Günter vergleicht daher die Situation, die nach Ebola kommen wird, mit der Zeit nach den Bürgerkriegen in Liberia und Sierra Leone. „Das wird für die Region schlimmer als sie jetzt schon ist“, sagt er.
Seit 17 Jahren in Afrika. Seit 17 Jahren arbeitet Mayer in der Mission, wobei es für ihn immer klar war, dass er nach Afrika geht. Heute merkt man ihm im Gespräch Enttäuschung und Empörung an, wenn er über das Verhalten reicher Staaten spricht: „Die Hilfe gegen Ebola kam spät und sie reicht nicht aus. Bei Waffenlieferungen wäre man viel schneller gewesen. Man hätte mit Entwicklungshilfe auch vorbeugen können. Stattdessen fehlt es an Strukturen, wenn nur 800 Spitalsbetten für 5000 Infizierte da sind. Aber während private Spender großzügig sind, ist zum Beispiel Österreichs Entwicklungshilfebudget sehr niedrig.“ Bruder Günter ist auf eine längere Dauer der Krise gefasst. Die Schüler aus den Schulprojekten der Salesianer sollen, da die Schulen wegen Ebola geschlossen sind, nun Fernunterricht erhalten.